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Barbara Klemm: "Schwarzweiß ist Farbe genug"

Zum 70. Geburtstag von Barbara Klemm: 1968, sagt sie, habe sie aufgeweckt: fürs Leben und für die Bilder. Barbara Klemm gehört zu den bedeutendsten Fotojournalistinnen der Bundesrepublik. Dass sie ihre Karriere bei der konservativen „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ beginnen und beenden konnte, darüber wundert sie sich bis heute.

Der Glaube an Wunder, die Gabe der Menschlichkeit, ihre Neugier auf Fremdes hat sie sich vier Jahrzehnte lang bewahrt.

Politisch sind ihre konsequent in Schwarzweiß gemachten Aufnahmen – O-Ton Klemm: „Schwarzweiß ist Farbe genug“ – auf eine unnachahmlich unter- und hintergründige Art. Weil sie jahrzehntelang in Länder gefahren ist, die der Normalbundesbürger gern ausgeblendet hat: In den Siebzigern zum Beispiel nach Polen oder in die Sowjetunion. Und immer wieder in die DDR, um im Foto zu bewahren, was aus dem Leben verschwinden sollte. Barbara Klemm ist, wenn es das gibt, eine linksliberale Wertkonservative. Was sie an Fotos mitbrachte von ihren westöstlichen Weltbilderweiterungsreisen, war so schön, so klar, so gültig, dass dank Barbara Klemm „Bilder und Zeiten“, die legendäre Tiefdruckbeilage der FAZ, zum ästhetischen Ereignis wurde.

Natürlich gibt es Klassiker in ihrem rund eine Million Negative umfassenden Werk. Der Schnappschuss von Willy Brandt und Leonid Breschnew 1973 im Bonner Kanzlerbungalow, eine Ikone der Reportagefotografie. Andy Warhol im Frankfurter Städel vor Tischbeins berühmtem Goethe-in-Italien-Bild. Oder ihr Vater, der Maler und Zeichner Fritz Klemm, als romantische Rückenfigur vor dem Atelierfenster. Um das Œuvre des Vaters kümmert sich Barbara Klemm zusammen mit ihren Schwestern rührend. Sich selbst als Künstlerin zu bezeichnen, lehnt sie hingegen bescheiden ab.

Zum Glück ist die Anerkennung jenseits des journalistischen Tagesgeschäfts nicht ausgeblieben. Am 12. Februar wird ihre Heimatstadt Frankfurt sie mit dem Max-Beckmann-Preis 2010 würdigen. Im Museum für Moderne Kunst in Frankfurt war bis Ende November eine Ausstellung zu sehen. Auch das Willy-Brandt- Haus in Berlin ehrt die Fotografin in Zusammenarbeit mit dem Institut für Auslandsbeziehungen mit einer Ausstellung („Helldunkel. Fotografien aus Deutschland“, bis 15. Januar, Di-So 12-18 Uhr, 31. 12. und 1. 1. geschlossen). Und natürlich reist, lehrt und fotografiert die vor vier Jahren bei der FAZ Pensionierte weiter so unermüdlich, freundlich und diskret, wie man es von ihr kennt. Heute wird Barbara Klemm 70. Wir freuen uns auf viele künftige Fotos von ihr. Michael Zajonz

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