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Kultur: Basar der Oberklasse

Die Berliner Antiquitätenmesse Ars Nobilis verbreitet auch bei Händlern gute Laune

Alte Kunst wird in Berlin wieder zum gesellschaftlichen Ereignis. Und so strömten die Besucher am vergangenen Donnerstag zur Eröffnung der „Ars Nobilis“: neben Sammlern, Händlerkollegen und Museumsdirektoren von Hamburg bis Dresden vor allem zahlreiche Kunstfreunde ohne gezielte Kaufabsichten. Und vielleicht war auch der eine oder andere Royalist oder Freund starker Limousinen darunter, hatten sich die VW-Leute doch für einige Stunden den Bentley Ihrer Majestät Königin Elizabeth geliehen.

„Wir sind auf einem Basar,“ stellte Hartmut Dorgerloh, Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten in Potsdam, in seiner Eröffnungsrede erfreut fest, „und dort wird nicht nur gehandelt, sondern es werden Geschichten erzählt“. Die meisten der 31 Aussteller hielten sich an Dorgerlohs Rat, und vielleicht hat ja gerade diese gelöste Atmosphäre aus der Ars Nobilis in nur vier Jahren „eine Erfolgsgeschichte gegen den Trend“ (Weltkunst) gemacht.

Der Eröffnungsabend dient dem ersten Erkunden und so blieben die Verkäufe erwartungsgemäß überschaubar. Franz Bausback (Mannheim) konnte für 24000 Euro einen turkmenischen Yomud-Teppich absetzen, Messeneuling Michael Nolte ein mit Mahagoni furniertes Berliner Pfeilerschränkchen und eine kleine klassizistische Kommode. Damit hatte der Händler aus Münster die – durch die Unterstützung von Volkswagen im Automobil Forum ohnehin recht geringen – Messekosten eingespielt. Und es werden wohl nicht seine einzigen Verkäufe bleiben: Für ein Gemälde interessiert sich bereits ein Berliner Museum.

Bei Ulf Breede aus Berlin wechselte eine mit Diamanten besetzte Cartier-Brosche und bei Frank C. Möller (Hamburg) ein spanisch-maurischer Keramikteller den Besitzer. Gern würde Möller auch das mit 145000 Euro bezifferte Teetischchen des Roentgen-Schülers David Hacker aus dem Schloss Bellevue wieder an eine Berliner Sammlung vermitteln.

Volker Wurster von der renommierten Bremer Galerie Neuse, der für Tafelsilber Liebhaber finden konnte, hat es vor allem die Spontaneität der Berliner angetan: „Es ist für uns neu, dass wir schon am ersten Abend an Leute, die wir nicht kennen, verkauft haben.“ Auch Helga Matzke (Grünwald) und Anna Maria Wager (München) loben nach ihren ersten Verkäufen, vor allem jedoch nach vielen kenntnisreichen Nachfragen, das aufgeschlossene Publikum. Berlin, da sind sich die meisten Aussteller einig, entdeckt von Jahr zu Jahr sein Potenzial als Handelsplatz von alter Kunst ein wenig selbstbewusster.

Ars Nobilis im Automobil Forum Unter den Linden, bis 14. November, Montag bis Freitag 11–20 Uhr, Sonnabend und Sonntag 10–18 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Weitere Informationen im Internet unter www.arsnobilis-kunstmesse.de

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