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Kultur: Bau, schau, was!

Stiftung Baukultur: die Pläne des neuen Chefs.

„Die Stiftung Baukultur hat bislang auf allen Hochzeiten getanzt“, ließ sich Rainer Bomba, Staatssekretär im Bundesbauministerium, als Kritik am bisherigen Vorstandsvorsitzenden Michael Braum entlocken. Braum habe keine Schwerpunkte gesetzt, zu wenig Unterstützung von außen akquiriert. Das geldgebende Ministerium war unzufrieden, Braum warf 2012 das Handtuch und ist mittlerweile Chef der Internationalen Bauausstellung Heidelberg. Am Donnerstag stellte sich in Potsdam sein Nachfolger vor: Unter 32 Bewerbern hat sich der Architekt und Stadtplaner Reiner Nagel (54) „klar durchgesetzt“. Nagel war zuletzt acht Jahre als Abteilungsleiter im Berliner Senat für Stadtentwicklung, Stadt- und Freiraumplanung zuständig.

Nagels erste Erkenntnis: „Die Stiftung Baukultur ist über Fachkreise hinaus in der Öffentlichkeit völlig unbekannt.“ Und das, obwohl es sich um eine „kommunikative Stiftung“ handelt, die in der Öffentlichkeit wie bei den im Bauwesen Agierenden das Bewusstsein für Qualität fördern möchte. Man hat das mit öffentlichen Foren und Veröffentlichungen versucht, wobei die Wirkung schwer zu messen ist. Bisher habe man zu viel gewollt und zu wenig erreicht, meint der neue Stiftungschef jedenfalls. Er wird sich die bisherigen Vermittlungsversuche nochmals ansehen: „Die Identitätsfindung der Stiftung ist schwierig“ – und offenbar noch immer nicht abgeschlossen.

So formuliert Nagel denn vor allem die Essentials seiner künftigen Arbeit, freilich ohne sie durch spruchreife Vorhaben und Programme konkretisieren zu können. Er benennt drei Schwerpunkte: Wohnen und gemischte Quartiere, der öffentliche Raum und die technische Infrastruktur sowie drittens Planungs- und Prozessqualität. Wie genau, das wird der neue Hausherr im Stiftungssitz am Potsdamer Kulturstandort Schiffbauergasse bald erkennen lassen müssen. Der Spagat reicht von der Einflussnahme auf Politik, Verwaltung und Bauwirtschaft zur Verbesserung der Planungs- und Bauprozesskultur (der BER ist allgegenwärtig) bis zur breitflächigen Werbung für bessere Architektur, in der Schule, bei den Bauherren, in der Bevölkerung, denn sie beauftragt ja die Planer und Handwerker.

Solange Architektur jedoch vor allem als schöne Fassade für die Gewinnmaximierung von Finanzjongleuren angesehen wird, solange Baukunst nicht vor allem als Kulturleistung gewürdigt wird, kann sich die Stiftung Baukultur kaum Gehör verschaffen. Es geht nicht nur darum, weitere Studien in Auftrag zu geben, weitere Expertengespräche zu initiieren, es gilt, die Publikumsmedien zu animieren. Wo bleibt das „Architektonische Quartett“ im öffentlich-rechtlichen Fernsehen? Warum spricht Jörg Thadeusz mit allen möglichen Künstlern und Kulturschaffenden, aber nie mit Architekten?

Es ist wie in der Politik. Wer möchte, dass das Volk gute Entscheidungen trifft, muss es bilden. Viel Arbeit für die Stiftung. Falk Jaeger

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