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Kultur: Bayer AG: Interview: "Die Klage wird Bayer am Ende sehr wehtun"

Michael Witti (43) bereitet Klagen gegen Bayer in den USA vor. Er machte sich als Anwalt für NS-Zwangsarbeiter einen Namen.

Michael Witti (43) bereitet Klagen gegen Bayer in den USA vor. Er machte sich als Anwalt für NS-Zwangsarbeiter einen Namen.

Herr Witti, welches Ziel verfolgen ihre amerikanischen Kollegen mit den jetzt eingereichten Sammelklagen?

Es geht darum, einen Schadenersatzanspruch zunächst für die Hinterbliebenen durchzusetzen, weil man den Vorwurf erhoben hat, dass Lipobay mitverantwortlich ist für den Tod von über 50 Menschen.

Werden die Klagen erfolgreich sein?

Ich möchte keinen Zweckoptimismus verbreiten. Aber in Kenntnis des amerikanischen Rechtssystems und in einer Situation, in der Bayer sogar das Medikament vom Markt nimmt, wird das am Ende eine Klage sein, die dem Konzern sehr weh tun wird. Ob die vor dem Gericht Erfolg hat oder ob es auf dem Vergleichsweg zu einer Entschädigung kommt - das ist zweitrangig.

Warum kann überhaupt ein deutscher Konzern mit seinem Vermögen in den USA haftbar gemacht werden?

Das ist das Pech der Globalisierung. Bayer hat sich in den USA eine so eigenständige Betriebsvertretung geschaffen, dass ein US-Gericht auch über Bayer in den Vereinigten Staaten urteilen kann. Kläger und Beklagter sind in den USA. Das reicht.

Werden Sie auch Klagen gegen Bayer in Deutschland anstrengen?

Ich orientiere mich ausschließlich in Richtung Amerika. Wir werden versuchen, die deutschen Opfer auch in eine Entschädigungsregelung miteinzubeziehen.

Es fällt auf, dass sich immer die gleichen amerikanischen Anwälte um besonders spektakuläre Fälle kümmern. Gestern die Klagen ehemaliger NS-Zwangsarbeiter, heute die Klagen gegen Bayer.

Es sind eben die Anwaltskanzleien, die sich mit Klagen auf Schadenersatz besonders gut auskennen. Da passiert das Gleiche wie in der Medizin: Von den Besten hört man immer wieder.

Sie selbst vertreten nicht nur ehemalige NS-Zwangsarbeiter, sondern auch mögliche Opfer im BSE-Skandal oder beim Seilbahnunglück in Kaprun. Setzen Sie sich damit nicht dem Vorwurf der Beliebigkeit aus?

Dem Vorwurf sind alle Kanzleien ausgesetzt, die sich mit Sammelklagen auf Schadenersatz in den Vereinigten Staaten beschäftigen. Es gibt eben viele Neider, die sagen: Die Anwälte machen das nur, um viel Geld zu verdienen. Und da ist auch was dran. Das ist unser Beruf, mit dem wir versuchen, Geld zu verdienen. Aber dass der Vorwurf der Beliebigkeit bei mir nicht zutrifft, kann man daran sehen, dass ich eine Anfrage der Sudeten-Deutschen, sie juristisch zu vertreten, abgelehnt habe.

Herr Witti[welches Ziel verfolgen ihre amerikanis]

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