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Kultur: Beethoven revisited

KLASSIK

Drei Komponisten annonciert Dirigent Peter Oundjian in seiner Einführung zum Konzerthaus -Abend mit der Nieuw Sinfonietta Amsterdam: drei Mal Beethoven, drei Welten. Erst die Große Fuge op.133, von Oundjian für Streichorchester bearbeitet: Das Ensemble betont die Schärfe der Dissonanzen, den Kontrast zwischen Furor und Elegie – den Strawinsky im Beethoven. Das 2. Klavierkonzert steht dann für den konventionellen, „typischen“ Ludwig van. Das Orchester segelt volle Kraft voraus, Lars Vogt spielt am Flügel ein selbstvergessen argloses Spiel dazu, mit virtuoser Geschmeidigkeit (und gelegentlich zu sammetweichem Anschlag): Echo aus einem verlorenen Paradies.

Schließlich op.131, das verwegene cisMoll-Streichquartett, Beethovens Amour fou aus Moderne und Konvention, aus Unerhörtem und Vertrautem. Wieder macht Oundjians Bearbeitung einen schönen Effekt, etwa wenn die Geistermusik im Presto nicht ein, sondern zwei, drei, viele Gespenster hervorbringt oder wenn sich der im Schlusssatz ohnehin angelegte orchestrale Klang nach Kräften entfaltet. Und doch: Orchesterfassungen haben eine unververmeidlich glättende Wirkung. Das schier verstummende Andante, hier wird’s ein zarter Klangteppich. Die schroff sich abwärts stürzenden leeren Oktaven des Allegro moderato, das Kratzen des Bogens, das hölzerne, gleichsam körperliche Moment von Kammermusik erhält eine ätherische, gefällige Note. Beethoven paradox: als ob man seinen Frieden machen könnte mit dem Unversöhnlichen.

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