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Simon Rattle

© dpa

Benefizkonzert in der Philharmonie: "Kultur braucht immer Kapital"

Simon Rattle, Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, spricht im Interview über das Benefizkonzert mit Daniel Barenboim und der Staatskapelle, dass am 15. März anlässlich der Sanierung der Staatsoper aufgeführt wird.

Sir Simon, an welchem Ort der Erde erwischen wir Sie gerade telefonisch?

Sieht nach Salzburg aus. Wir bereiten gerade eine neue „Salome“-Inszenierung für die Osterfestspiele vor.

Am 15. März werden Sie wieder in Berlin dirigieren – allerdings nicht Ihre Philharmoniker, sondern ein Benefizkonzert für die Sanierung der Staatsoper mit Daniel Barenboims Staatskapelle.

Wir, im Bereich der Schönen Künste, müssen uns gegenseitig unterstützen. Deshalb habe ich zugesagt. Wären wir in einer ähnlichen Situation, würden Daniel und sein Team uns ebenso helfen.

Die Berliner Staatsoper scheint sich zu einer Art zweiten musikalischen Heimat für Sie zu entwickeln. Sie haben dort Debussys „Pelléas et Mélisande“ und Chabriers „L’Etoile“ gemacht. Gibt es nach dem Benefizkonzert weitere Pläne?

Ich habe Daniel versprochen, möglichst jedes Jahr dort präsent zu sein. In dieser Saison hat es nur mit diesem einen Konzert geklappt, aber wir haben bereits Aufführungsserien von „Rosenkavalier“ und „L’Etoile“ verabredet. Und wir haben eine ganz große Sache in Planung, die ich aber nicht verraten darf.

Wann hat Barenboim bei Ihnen angefragt wegen des Benefizkonzerts?

Es war 2008, als ich dort „Pelléas“ dirigierte. Sie kennen ja Daniels einnehmendes Wesen: Man kann ihm einfach nicht „Nein“ sagen. Ich hatte mir gewünscht, dass er bei dem Auftritt als Klaviersolist dabei ist, was erst nicht ging. Dann rief er an und sagte, er könne doch dabei sein. Jetzt spielen wir zu Beginn Beethovens 3. Klavierkonzert. Mir ist klar, dass die Staatskapelle und er das Stück schon oft ohne Dirigent gemacht haben – aber ich hoffe dennoch, dass ich sie ein wenig aufmischen kann!

War der zweite „Tristan“-Akt, den es nach der Pause gibt, Ihr Wunsch?

Es war unsere gemeinsame Entscheidung. Daniel weiß, dass ich gerne den ganzen „Tristan“ mit der Staatkapelle machen würde. Aber ich verstehe auch, wenn er meint, dieses Stück müsse Chefsache bleiben. So ist die Konzertversion doch eine perfekte Gelegenheit. Zumal wir mit Violeta Urmana, Robert Dean Smith und Franz Josef Selig genau die Solisten engagieren konnten, mit denen ich die Oper schon in Wien gemacht habe.

Haben Sie die Charlottenburger Ausweichspielstätte der Staatsoper, das Schillertheater, schon von innen gesehen?

Noch nicht, ich war seit Saisonbeginn viel unterwegs. Aber ich freue mich, den neuen Probensaal der Staatskapelle kennen zu lernen und hoffe, dann auch Zeit für einen kleinen Hausrundgang zu haben.

Wurde darüber diskutiert, das Konzert dort zu veranstalten?

Nein, die Philharmonie stand von Anfang an als Aufführungsort fest. Dort hat man einfach mehr Plätze und kann dadurch mehr Geld für die Staatsoper sammeln.

Nun mögen sich manche fragen, warum die Sanierung der Staatsoper, ein 240-Millionen-Euro-Projekt, das komplett vom Bund und vom Land Berlin finanziert wird, überhaupt Benefizkonzerte braucht?

Vielleicht sind meine Erfahrungen zu britisch – aber ich habe noch nie ein Projekt erlebt, das komplett durch den Staat bezahlt worden wäre. Außerdem hat so ein Konzert ja auch eine symbolische Dimension. Kultur braucht immer Kapital, damit sie vorankommen kann.

Das Gespräch führte Frederik Hanssen. Das Benefizkonzert mit Rattle und Barenboim findet am Dienstag (15.03.11) um 20 Uhr in der Philharmonie statt.

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