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Kultur: Benefizkonzerte: Nach Jerusalem!

Das Abschiedskonzert der Berliner Cappella ist kaum verklungen, da drängt es ihren Leiter Peter Schwarz zu neuen Taten. Die Beziehungen zu jüdischen Komponisten vertiefen sich, und mit einer Reihe von Benefizkonzerten will der ehemalige Kantor der Kaiser-Friedrich-Gedächtnis-Kirche den Austausch mit der Rubin-Academy in Jerusalem unterstützen.

Das Abschiedskonzert der Berliner Cappella ist kaum verklungen, da drängt es ihren Leiter Peter Schwarz zu neuen Taten. Die Beziehungen zu jüdischen Komponisten vertiefen sich, und mit einer Reihe von Benefizkonzerten will der ehemalige Kantor der Kaiser-Friedrich-Gedächtnis-Kirche den Austausch mit der Rubin-Academy in Jerusalem unterstützen. Zum Konzert mit seinem Ars-Nova-Ensemble hat er zwei profilierte Vertreter einer vom Judentum "gefärbten" Musik eingeladen: den 48-jährigen, in Jerusalem lebenden Yinam Leef und den 20 Jahre älteren Henri Lazarof mit Wohnsitz Los Angeles. Vor allem letzterer erweist sich als eminenter Klangkünstler: die von Schwarz angeregten und uraufgeführten "Legends from the Bible" vereinen vier Hörner, zwei Vibraphone und zwölf Solostimmen in delikaten Mischungen. In zart sich reibenden Schwebeklängen, aus denen sich dezidierte Dreiklangsformen oder rhythmisch scharfe Dialoge herausschälen, streben die Sänger ins Himmlische Jerusalem. "Prayers" für zehn Instrumentalisten gibt Christian Tränkner und Matthias Wagner Gelegenheit zu eindringlichem Cello-Gesang und erregten Konflikten, umhüllt von Gespinsten von Orgel, Cembalo und Klavier, allesamt gespielt von Arthur Hipp.

Mit "Sounds, Shadows" gibt sich Leef, der Israeli, heimatloser, fordert die in Esperanto klagenden Stimmen mit dramatischen Solo-Episoden, Zisch- und Reibelauten über verschachtelten Liegeklängen aufs Äußerste. Ganz anders bringt Stefan Wolpe, in der Nazizeit vertriebener und immer noch vergessener Lehrer Morton Feldmans, die Stimmen zum Klingen, durchmisst in dicht gewebten Melismen, in denen dann doch wieder deutsche Choral herumspukt, Sehnsucht und Jubel der Kinder Israel. Zwischen all dem erhebt sich sperrig der "Dream of the Circles", mit dem der damals 76-jährige Josef Tal sich chassidischer Mystik zuwendet, auch dies in gezackten Rhythmen auf schwebendem Klanghintergrund voller Präsenz und Engagement dargeboten. Peter Schwarz bleibt einfach der Doyen der Chormusik in Berlin.

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