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Berlin: Klaus Staeck: Ein couragierter Künstler als Akademie-Präsident.

"Unterwegs in Sachen Kunst und Politik" - mit diesen Worten hat der Grafiker Klaus Staeck seine Autobiografie und damit seinen bisherigen Lebensweg als Politkünstler überschrieben. Der Neue Präsident der Akademie der Künste hier im Porträt.

Berlin - Das Motto dürfte auch sein Selbstverständnis als neuer Präsident der Berliner Akademie der Künste wiedergeben. Die Wahl des 68-jährigen bekennenden Sozialdemokraten «alter Apo-Schule» der rebellischen 68er Generation an die Spitze der ehrwürdigen, über 300 Jahre alten Künstlersozietät war am Samstag eine kleine Sensation. Die vom Bund finanzierte Akademie mit dem ebenso prachtvollen wie problematischen Neubau am Brandenburger Tor befindet sich in einer ihrer schwersten Sinn-Krisen.

Aber tatsächlich steht kaum ein anderer Künstler für das in letzter Zeit von allen möglichen Seiten bis hin zum damaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) eingeforderte gesellschaftspolitische Engagement der Künstler und ihrer Akademie. Staeck sei ein Künstler, der als ein Beispiel für Zivilcourage in der Gesellschaft stehe, meinte der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse. «Viele meiner Plakate gegen den Krieg sind heute aktueller denn je», sagt der aus dem Osten der Republik stammende Staeck, der sich als «klassischer Einmischer» sieht und mit seiner Bürgerinitiative «Aktion für mehr Demokratie» in jedem Wahlkampf trommelt, für welche Seite ist zwar klar, aber manchmal ist das auch nur zähneknirschend klar. «Um für das Recht der Meinungsfreiheit einzutreten, nehme er auch Blessuren in Kauf.» Und über 40 Prozesse, die er allesamt gewonnen hat.

«Viele Leute wollen heute nicht mehr gestört werden, sie empfinden politische Ohnmacht», sagt der Grafiker und gelernte Jurist. Jeder sei genervt. «Wir wissen alles in dieser Informationsgesellschaft, handeln aber nicht. Dabei sind die Probleme noch gravierender als vor 30 Jahren.» Unermüdlich geht Staeck weiter in Schulen, um politische Aufklärung auch mit den Mitteln der Kunst zu betreiben. Mit seinen Grafiken sieht er sich in der großen Tradition eines John Heartfield vor allem der 20er Jahre. Dabei ist sein Credo immer geblieben: «Wer die Politiker nicht mag, mag die Demokratie nicht.» Das hielt einen Staeck aber nicht davon ab, 1983 ein Bild des damaligen CDU-Kanzlers Helmut Kohl mit «Die Null-Lösung» zu überschreiben.

Staeck wurde am 28. Februar 1938 im sächsischen Pulsnitz geboren und ging in Bitterfeld zur Schule, bevor er nach dem Abitur 1956 aus der DDR nach Heidelberg übersiedelte. Seit 1960 ist er Mitglied der SPD. Als politischer Grafiker machte er schon an der Uni Heidelberg mit Plakaten, Postkarten und Flugblättern auf sich aufmerksam. Für den ersten größeren Paukenschlag sorgte sein Plakat im Bundestagswahlkampf 1972 mit der ironischen Aufschrift: «Deutsche Arbeiter! Die SPD will euch eure Villen im Tessin wegnehmen!» Wohl kaum ein anderer Künstler in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg hat so viele Bilder wie Staeck geschaffen, die sich ins kollektive Gedächtnis einer ganzen Gesellschaft eingeschrieben haben. (tso/dpa)

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