Berlinale-Bilanz: Unsere Tops & Flops
Positive Überraschung oder totales Debakel? Wir haben 14 Filmkritiker gefragt, welche Filme für sie ganz oben und welche am unteren Ende ihrer Hitliste stehen.
DAVID ASSMANN
Top: „Top of the Lake“ (Special). Tolle Figuren, tolle Darsteller, tolle Kulisse. Ganz großes Fernsehen.
Flop: „Gut Renovation“ (Panorama). Gut Renovation. Schlecht Dokumentation.
PETER VON BECKER
Top: „Camille Claudel 1915“ (Wettbewerb). Das Gesicht von Juliette Binoche erzählt eine Welt.
Flop: „ Mes séances de lutte“ (Panorama). Liebeskampf als Beziehungskrampf.
KERSTIN DECKER
Top: „Prince Avalanche“ (Wettbewerb). Der schönste schwereloseste Film über den texanischen Straßenbau seit Erfindung des Kinos. Gelbe Mittelstreifen auf dem Asphalt? Ab sofort eine Form von Poesie.
Flop: „The Necessary Death of Charlie Countryman“ (Wettbewerb). Was für ein furioser, eigenweltenschaffender Anfang. Ein Debüt! Doch was für ein triviales, verwahrlostes, verratenes Ende.
SILVIA HALLENSLEBEN
Top: Die vielen tollen Filme, von denen mir Kollegen und Freunde mit heißem Atem vorgeschwärmt haben und in die ich dann doch nicht mehr reinkam.
Flop: Das Fehlen eines zentralen Treffpunkts für professionelle und andere Festivalisten. Irgendwo um den Potsdamer Platz müsste doch ein Ort zu finden sein.
SEBASTIAN HANDKE
Top: „The Best Offer“ (Spezial). Über den Film lässt sich streiten, über den Darsteller nicht. Geoffrey Rush könnte auch ein Stück Holz spielen, es wäre immer noch aufregend.
Flop: „The Grandmaster“ (Wettbewerb). Zu lange dran rumgemacht, Film vermurkst. Wong Kar Wai hat offenbar Mut und Überblick verloren.
JULIAN HANICH
Top: „The Broken Circle Breakdown“ (Panorama): Das bewegende belgische Country-Bluegrass-Melo trifft exakt den richtigen Ton.
Flop: „The Look of Love“ (Special): Das britische Biopic hetzt durch eine erzählenswerte Lebensgeschichte, lässt aber völlig kalt.
NADINE LANGE
Top: „Circles“ (Forum). Zugleich fesselnd und berührend, so geht politisches Kino.
Flop: Vermurkste Filmenden: „In The Name of“, „Grandmaster“, „Vic+Flo“ – zu oft klappert noch eine Szene nach, obwohl das eigentliche Schlussbild schon zu sehen war.
HARALD MARTENSTEIN
Top: „Silvi“ (Perspektive). Ein Frau von Ende 40 trifft bei ihrer Partnersuche immer nur gestörte Männer – lustig und traurig und mit einer großartigen Hauptdarstellerin, der Berlinerin Lina Wendel.
Flop: „Nachtzug nach Lissabon“ (Wettbewerb). Mit dem vielen Geld, das der sterbenslangweilige Schmarrn gekostet hat, hätte man eine tolle Brandschutzanlage für den Berliner Flughafen bauen können.
HELMUT MERKER
Top: „Frances Ha“ (Panorama). Frances tanzt durch New York wie einst Zazie durch Paris. Auf ihrer Suche nach dem Glück nimmt Greta Gerwig die Zuschauer auf eine schwerelose Reise mit.
Flop: „The Necessary Death of Charly Countryman“ (Wettbewerb). Verdammt schlechter Mainstream.
FRANK NOACK
Top: „Prince Avalanche“ (Wettbewerb). Eine Prollkomödie mit unerwarteten Tönen: leise, zärtlich, tragisch und auf unaufdringliche Weise politisch.
Flop: „Paradies: Hoffnung“ (Wettbewerb). Das Diätcamp für Jugendliche ist eine interessante Ausgangssituation, aber Ulrich Seidl macht nichts daraus. Statt Taktlosigkeit dominiert Einfallslosigkeit.
CHRISTIANE PEITZ
Top: „The Act of Killing“ (Panorama).
Kino als Wahrheitskommission: Indonesische Massenmörder re-inszenieren ihre Taten als Filmszenen. Ihre Mordmethoden hatten sie aus Hollywoodfilmen. Joshua Oppenheimers Doku, ein Hammer.
Flop: Leider keine Forums-Party dieses Jahr, schluchz!
DANIELA SANNWALD
Top: „Hayatboyu“ (Panorama). Begrenzter Raum perfekt genutzt als visuelle Metapher für Beziehungselend – meisterlich.
Flop: „Gold“ (Wettbewerb). Weiter Raum völlig ungenutzt – sinnlos.
CHRISTIAN SCHRÖDER
Top: „Boven is het stil“ (Panorama). Ein Drama mit großer Wucht. Hätte unbedingt in den Wettbewerb gehört.
Flop: „The Necessary Death of Charly Countrymen.“ (Wettbewerb). Nur einer von etlichen belanglosen, halbgaren und unbeholfen inszenierten Beiträgen im Wettbewerb.
JAN SCHULZ-OJALA
Top: „Gloria“ von Sebastián Lelio (Wettbewerb). Die grandiose Geschichte einer älteren Frau, die das Leben und die Liebe liebt, verkörpert von Paulina García.
Flop: „Elle s’en va“ von Emmanuelle Bercot (Wettbewerb). Die entsetzlich öde Geschichte einer älteren Frau, die das Leben und die Liebe liebt, ausgestellt von Catherine Deneuve.
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