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Rolling Stones

© ddp

Berlinale: Jagger und Sammler

Das Fest beginnt: Die Eröffnungs-Gala der Berlinale am Potsdamer Platz mit den Rolling Stones.

Es ist verbürgt, dass vor einiger Zeit in einer US-Zeitung die Behauptung aufgestellt wurde, bei den Internationalen Filmfestspielen im fernen Berlin werde als Preis „The Golden Beer“ verliehen. Nun ehrt das zwar die hiesigen Hersteller von Gerstensaft, aber es zeugt doch von erheblicher Ignoranz gegenüber dem hiesigen Festival- und Filmwesen wie auch der Stadt überhaupt.

Der beschriebene Irrtum ist fortan ausgeschlossen, garantiert! Gerade die Berlinale 2008, so hat der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit gestern zu deren Start hervorgehoben, rücke die Filmstadt Berlin mehr denn je ins Zentrum der weltweiten Öffentlichkeit. Besonders freue ihn auch die musikalische Aktzentuierung. „Ich finde es großartig, dass es Berlinale-Direktor Kosslick geschaft hat, die Rolling Stones in unsere Stadt zu holen“, ließ er vormittags verlauten.

Abends wollte Wowereits dann selbst einen Blick auf Mick Jagger, Keith Richards, Ron Wood und Charlie Watts werfen, die Helden von Martin Scorseses Konzertfilm „Shine a Light“, mit dem die 58. Internationalen Filmfestspiele Berlin gegen 19 Uhr im Berlinale-Platz am Marlene-Dietrich-Platz eröffnet werden sollten. Der Gang über den roten Teppich, die Begrüßung der Filmschaffenden wie diesmal eben auch der Musiker, ist eben für Wowereit Pflicht wie auch Vergnügen.

Gestern Vormittag nahm das für anderthalb Wochen umgewidmete Musicaltheater langsam seine festliche Form an. Der Brunnen unten vor dem Adagio war bereits mit einem Tulpenfeld bepflanzt, oben im Foyer wurden die Geländer zu beiden Seiten des roten Teppichs mit Moos geschmückt, weiterer Blumenschmuck sollte folgen. Nebenan im Hyatt-Hotel standen Journalisten für ihre Akkreditierungsausweise Schlange, bei der Ticketausgabe für die Fachbesucher kämpfte man noch mit der Technik, die hin und wieder klemmte, so dass bereits gebuchte Karten partout nicht aus dem Drucker kommen wollten.

Die erste Hauptperson des Abends war bereits am Mittwoch beim Betreten des Regent-Hotels am Gendarmenmarkt entdeckt und worden: Keith Richards. Die halbstündige Pressekonferenz gestern Nachmittag im Hyatt, mit seinen drei Mitspielern sowie Regisseur Scorsese, konnte er also ohne Jetlag absolvieren – und wirkte dennoch etwas derangiert, was auch an dem zerknautschten Schlapphut gelegen haben mag. Mehrere hundert Journalisten waren gekommen, der Raum war völlig überfüllt. Es sei eine Ehre, eingeladen worden zu sein, bedankte Jagger sich gleich zu Beginn, pries auch den Spaß, den die Arbeit mit „Marty“ gemacht habe. Dieser bezeichnete die jetzige Arbeit als alten Traum, den er sich endlich erfüllen konnte.

Vor dem Hotel warteten schon die Fans in allerdings noch überschaubarer Zahl, die Polizei hatte gegen 15 Uhr die Straßen um den Berlinale-Palast für den Autoverkehr gesperrt. Für den Einsatz zur Kinopremiere waren 110 Beamte abgestellt, um Fans und Sammler von Promi-Devotionalien in Schach zu halten.

Rockfans durften sich noch auf eine weitere Begegnung mit einer Legende freuen, denn auch Neil Young wollte der Eröffung beiwohnen, jedenfalls stand er auf der Gästeliste. Heute ist er dann selbst mit einer Pressekonferenz dran, zu dem Dokumentarfilm „CSNY – Déjà-vu“.

Selbstverständlich überwogen auch gestern auf der Gästeliste die üblichen Verdächtigen, von Mario Adorf über Senta Berger, Hannelore Elsner, Franka Potente und Jürgen Vogel bis zu Julia Jentsch und Tom Tykwer. Internationales Flair versprachen Regisseur Brian De Palma und Goldie Hawn, die Politik hatte sich mit Kulturstaatsminister Bernd Neumann angekündigt, der die Berlinale mit Wowereit und Jury-Präsident Costa-Gavras eröffnen wwollte, weiter hatten Außenminister Frank-Walter Steinmeier, Bundestagspräsident Norbert Lammert, Abgeordnetenhauspräsident Walter Womper ihr Kommen zugesagt.

Das Begleitprogramm sollte die Berliner Band Wir sind Helden um Sängerin Judith Holofernes bestreiten, durch den Abend die ZDF- und 3Sat-erfahrene Moderatorin Katrin Bauerfeind führen. Hier ging die Festivalleitung wohl auf Nummer Sicher, auf dass sich nicht noch einmal, wie im Vorjahr Charlotte Roche, die Moderatorin des Abends in die Hocke geht und sich den amtierenden Kulturstaatsminister von unten anguckt.

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