zum Hauptinhalt
324072_0_9e4d152c.jpg

© dpa

Berlinale-Kindergarten: Wo die wilden Kerle spielen

Wo geben Filmfans ihren Nachwuchs ab? Natürlich im Berlinale-Kindergarten. Cate Blanchett war auch schon da.

Luise traut sich nicht. Fest umarmt die Dreijährige das linke Bein ihres Vaters, dem sie nur bis zur Hälfte des Oberschenkels reicht. Es ist kurz vor zwölf im Berlinale-Kindergarten, im Untergeschoss der Gemäldegalerie am Kulturforum. Und Luises Vater Matthias, 47 Jahre alt, würde furchtbar gerne um halb eins einen Film sehen, weswegen er seine Tochter für knapp 120 Minuten im Kindergarten abzugeben gedachte. Wenn sich Luise denn traute – was noch nicht sicher ist.

Einsam wäre sie an diesem Vormittag nicht. Im mittlerweile fünften Jahr seines Bestehens ist der Kindergarten – eine Kooperation des Festivals mit den Staatlichen Museen und dem Verein Lillabo Hus – gut besucht. Mädchen und Jungen spielen in der Kuschelecke, springen auf einem Trampolin, fahren Bobbycar, rollen durchs Kugelbad. Ein Dutzend sind es vielleicht an diesem Morgen, durchschnittlich spielen hier pro Tag etwa 20. Zwei Jahre sollten die Kinder mindestens alt sein, die hier täglich zwischen 10 und 19 Uhr betreut werden, in Ausnahmefällen kümmern sich die Erzieherinnen aber auch um jüngere Kinder. Ursprünglich nur den akkreditierten Journalisten und Filmschaffenden vorbehalten, können inzwischen auch „normale“ Festivalbesucher den Kindergarten nutzen. Fünf Euro kostet die Betreuung für zwei Stunden.

Sina Hübner-Martin, 31, hat schon eine Kinokarte erstanden, zwei um genau zu sein, für ihren Mann und sich selbst. „Alle meine Stehaufmädchen“ wollen sie ansehen. Und zwar ohne Sohn Jannes. Der Knirps sitzt mit weit geöffneten Augen auf ihrem Arm und kaut auf seiner linken Faust. Jannes ist erst sieben Monate alt – und seine Mutter möchte an diesem Tag testen, ob ihm der Kindergarten-Trubel behagt. Den Verein Lillabo Hus kennt sie, den Erzieherinnen vertraut sie. So wie Jannes offenbar auch, der sich bereitwillig von Kathrin Siggel auf den Arm nehmen lässt.

Die 26-Jährige arbeitet schon seit dem ersten Jahr seines Bestehens im Berlinale-Kindergarten. Eigentlich dürften sie und ihre Kolleginnen mit ihren Ausweisen auch Filme ansehen. Wenn denn mal Zeit wäre zwischen Spielen und Basteln und Malen und Toben. Dass dies meistens nicht funktioniert, findet Siggel aber nicht so schlimm. Manchmal kommen die Stars aus dem Kino ja sogar zu ihr. „Cate Blanchett hat ihre Kinder im ersten Jahr hierher gebracht“, sagt sie. Überhaupt gefalle ihr, dass die Kundschaft so multikulturell sei. „An manchen Tagen werden hier fünf bis zehn verschiedene Sprachen gesprochen“, erzählt Siggel. Eine schöne Herausforderung für die Erzieherinnen, weniger für die Kinder. Die verstehen sich auch ohne Worte. Spielzeug rüberschieben heißt: Spiel mit.

Trotzdem gut, dass die Verkleidungskiste ausreichend rosafarbene Feenflügelchen und Prinzessinnenkrönchen enthält für alle kleinen Mädchen, dass genug winzige Feuerwehr- und Polizeiautos zur Verfügung stehen. Auch wenn an diesem Vormittag ein kleiner Junge in blauen Strumpfhosen die Oberaufsicht über den Fuhrpark beansprucht und sich, verflixt, gar nicht entscheiden kann, welches Gefährt er mit auf den Wickeltisch nehmen soll.

Derweil sitzt in der Kuschelecke glücklich Jannes und schiebt Holzkugeln hin und her. Zufriedener sieht nur seine Mama aus, für die ein entspannter Kinobesuch plötzlich zum Greifen nah erscheint. 

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false