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Kultur: Berliner Exportware 63 Projekte: Ein breit angelegtes Ausstellungsprogramm zeigt Kunst und Architektur im Dialog

„Rethinking: Space, Time, Architecture“ lautet der Titel eines ambitionierten Ausstellungsprogramms, das den zur Formel erstarrten Begriff der „Kunst am Bau“ grundlegend hinterfragt. Parallel zum 21.

„Rethinking: Space, Time, Architecture“ lautet der Titel eines ambitionierten Ausstellungsprogramms, das den zur Formel erstarrten Begriff der „Kunst am Bau“ grundlegend hinterfragt. Parallel zum 21. Internationalen Architekturkongress (UIA), der in diesem Jahr zum ersten Mal in Berlin stattfindet, spart das von den Berliner Architekten Steffen Lehmann und Caroline Raspé initiierte Projekt nicht mit ehrgeizigen Referenzen: Die Zeitnähe zur Documenta11 ist ebenso beabsichtigt wie der Rekurs auf Sigfried Giedions epochales Standardwerk zur Architekturgeschichte der Moderne „Raum, Zeit, Architektur - Die Entstehung einer neuen Tradition“ aus dem Jahre 1941.

Ausgangspunkt ist eine inhaltliche und konzeptionelle Zusammenarbeit von Architekten und Künstlern, die Kunst nicht als Reflexion oder Dekoration von Architektur begreift, ebenso wenig wie die Architektur nicht nur das Gehäuse für Kunstwerke bereitstellen soll. Denn trotz vieler Berührungspunkte von Architektur und zeitgenössischer Kunst ist das Klima häufig von Rivalitäten geprägt. Dabei scheint der Bedarf eines interdisziplinären Dialogs beachtlich.

Was vor einem Jahr als überschaubares Vorhaben konzipiert wurde, entpuppte sich binnen kurzer Zeit als Selbstläufer, der im Anschluss als Berliner Kulturexport in Großstädte wie Madrid und Montreal wandern wird. Ursprünglich wollten Lehmann und Rasp zehn Kollegen zur Kooperation mit bildenden Künstlern einladen. Binnen weniger Wochen bewarben sich weit über 90 Teams, aus denen eine fünfköpfige Jury schließlich 63 Projekte auswählte.

Galerien und Institutionen in Mitte bilden das Zentrum der vom Bund deutscher Architekten, Landesverband Berlin und den Staatlichen Museen getragenen Veranstaltungen: Carsten Höller und die Landschaftsarchitekten „ST raum a“ präsentieren ein „Kanarienzimmer“ (Schipper & Krome), der Koreaner IK-Joong Kang und das Berliner Büro 213 schlagen in den Treppenhaustürmen der Prüss & Ochs Galerie eine Brücke zwischen Ost und West. Bei Eigen & Art stellen Cida de Aragon und Steffen Lehmann Urbanität und Anonymität anhand der „Stadtoberfläche São Paulo“ zur Debatte.

Der Kunstbezirk Charlottenburg ist mit zwei Standorten zwar unterrepräsentiert, doch mit Heimo Zobernig und Pauhof Architekten in der Galerie Anselm Dreher sowie der Dokumentation zum Pavillon Café Bravo, den der Amerikaner Dan Graham 1998 mit der Architektin Johanne Nalbach für die Berliner Kunst-Werke in der Auguststraße realisierte (Galerie Thomas Schulte) durchaus namhaft vertreten.

Das Begleitbuch vermittelt prägnante und reich bebilderte Einblicke in die grenzüberschreitende Praxis. Daneben führen Essays von Architektur- und Kunsttheoretikern anschaulich in historische Entwicklungen sowie in aktuelle Fragestellungen zu Konkurrenz und Kongruenz der beiden Bereiche ein. Michaela Nolte

Kernzeit der Ausstellungen: 20. bis 30. Juli von 11-19 Uhr; 24. Juli von 17-23 Uhr. Das zweisprachige Begleitbuch ist im Jovis-Verlag Berlin erschienen und kostet 25,80 Euro .

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