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Bunte Trachten beim Eröffnungskonzert vom "Fest der Chorkulturen".

© Peter Adamik

Berliner Fest der Chorkulturen: Chorgesang in all seinen Facetten

Von altchristlicher georgischer Polyphonie bis zu poppigen Songs mit lockerer Choreographie: Der Auftakt zum Berliner „Fest der Chorkulturen“ in der Philharmonie.

Der halbe Kammermusiksaal der Philharmonie erhebt sich, als Dirigent Nicolas Fink den Auftakt zum „Fest der Chorkulturen“ gibt – doch eben nur der halbe. So stark das Erlebnis ist, in einem mächtigen Klangbad von Eriks Ešenvalds neu komponierter Festivalhymne „Proclamation“ umspült zu werden, so haben die teilnehmenden Chöre aus aller Welt doch eine noch größere Zuhörerschaft verdient. Wer für das heutige Galakonzert oder das morgige Abschlusskonzert des Chorfests keine Karten mehr ergattern kann, dem sei dringend der – kostenlose – Besuch der tagsüber in der Matthäikirche und dem Kammermusiksaal stattfindenden Wettbewerbs- und Freundschaftskonzerte empfohlen, bei denen die 30 um den „Grand Prix of Nations“ wettstreitenden Ensembles auch aufeinandertreffen.

Dass es schön schwierige Entscheidungen für die Jury werden dürften, verspricht das Auftaktkonzert: Obwohl der gastgebende Rundfunkchor zu Anfang mit einer saftig-körperreichen A-cappella-Version des Adagiettos aus Gustav Mahlers 5. Sinfonie die Latte hoch legt, kann jeder der sechs folgenden ambitionierten Amateurchöre aus Georgien, Russland, China, Deutschland, Norwegen und der Türkei die Spannung auf seine Weise halten und fortführen.

Lachende Gesichter als Kontrapunkt zur gedrillten Perfektion

Auf engstem Raum gibt es größte Vielfalt: Die Kategorien Frauen-, Kinder-, Folk- und Kammerchor abdeckend und dabei mal – wie der chinesische Chor der Shenzhen Meilin Highschool – in sportlichen Kapuzensweatern oder – wie der türkische Nilüfer Polyphonic Choir – von Mann bis Frau in hemmungslos reich bestickten, orientalischen Trachten auftretend, führen die Ensembles die vielen Facetten des Chorgesangs in einer globalisierten Welt vor: Da erzeugen die Kinder des hervorragenden Patara Georgika mit ernsten Gesichtern die raumfüllenden Sonorität altchristlicher georgischer Polyphonie, um beim anschließenden poppigen Song mit lockerer Choreografie und spontan lachenden Gesichtern einen Kontrapunkt zur gedrillten Perfektion zu setzen. Mystik aus Klang zaubert das russische Gnesin’s Ensemble „Altro Coro“ mit John Taveners „Song for Athene“, während ihre bunten türkischen Kollegen in interessanten Arrangements instrumentalbegleitete traditionelle Einstimmigkeit in A-cappella-Polyphonie übersetzen.

Nur eines wünscht man sich sowohl hier wie beim intensiv erzählerischen Vortrag des norwegischen Frauenchors Concentus: Textblätter. Denn wer erfahren hat, dass er gut harmoniert, braucht am Ende selbst das Wort nicht zu fürchten.
Noch bis 4.2., Infos unter rundfunkchor-berlin.de und interkultur.com

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