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Kultur: Berliner Gastprofessur: Kalifornische Brise

Ob Literatur oder Müll oder Wohnorte: Scott Bradfield will sich nicht entscheiden. Der rothaarige Mittvierziger im Jeanshemd verspricht kalifornische Frische in die Berliner Samuel-Fischer-Gastprofessur zu bringen, die sich dem Ideal der Weltoffenheit verpflichtet sieht.

Ob Literatur oder Müll oder Wohnorte: Scott Bradfield will sich nicht entscheiden. Der rothaarige Mittvierziger im Jeanshemd verspricht kalifornische Frische in die Berliner Samuel-Fischer-Gastprofessur zu bringen, die sich dem Ideal der Weltoffenheit verpflichtet sieht. Nach seinen Amtsvorgängern Vladimir Sorokin, dem Kongolesen V.Y. Mudimbe und dem japanischen Literaturnobelpreisträger Kenzaburô Oe verkörpere Bradfield den vierten Vertreter einer Gegenkultur, was der entpolitisierten Studentengeneration nur bekommen könne, so Gert Mattenklott vom gastgebenden Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der Freien Universität. Erwartungsgemäß extemporierte der Wahl-Londoner Bradfield äußerst unterhaltsam über "the Bush-Gore-Thing", den Konflikt zweier "geldsüchtiger Heuchler", die sich deshalb so verabscheuen, weil sie sich so ähnlich sind, wie der Grünen-Wähler meint.

Drei Bücher des selbsterklärten Kalifornienhassers sind bislang auf deutsch erschienen, bei Ammann und als Fischer-Taschenbücher: "Die Geschichte der leuchtenden Bewegung", ein groteskes ödipales Roadmovie, die Vorstadtsatire "Was läuft schief mit Amerika?" sowie 1997 "Der Planet der Tiere", in dem er George Orwells Roman "Animal Farm" radikalisiert. In seinen Berliner Seminaren, die unkonventionell verlaufen dürften, will Bradfield die Studenten mit jenen Autoren der US-Gegenwartsliteratur bekannt machen, die ihm am meisten bedeuten wie Thomas Pynchon, William Gaddis oder Thomas M. Disch. Dessen Roman "Princess Daisy" vermittelt Bradfield jenen common ground, auf dem er sich am liebsten bewegt.

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