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Kultur: Berliner Jazzfest: All That Jazz

Ein Wecker klingelt, der Posaunist spielt unisono, ein Glockenspiel kreischt, die Violine furzt, der Master of Ceremony spricht von Wahrheit und bemüht kulturelle Codes. Darunter immer noch Blues-Riffs.

Ein Wecker klingelt, der Posaunist spielt unisono, ein Glockenspiel kreischt, die Violine furzt, der Master of Ceremony spricht von Wahrheit und bemüht kulturelle Codes. Darunter immer noch Blues-Riffs. 1969 war das. Den Weihnachtsabend verbrachte Roland Kirk mit "ausgewählten Instrumenten" auf der Bühne des New Yorker Jazzclubs Village Vanguard, um seinen neuen Namen zu preisen: Rahsaan Rahsaan. Kirk als sein eigener MC, mehr schreiend als sprechend. Erzählte von Träumen, die er ausmalte, von Spirits, die ihn umgaben. In jedem Ton ist zu spüren, dass das Jahrzehnt vorbei ist. Die Dekade des Soul Jazz, der Soundtrack zum gesellschaftlichen Aufbruch. Finis.

Der Posaunist und Muschelbläser Steve Turre war vor dreißig Jahren in Kirks Band und hat nun in New York ein einzigartiges Projekt auf die Beine gestellt, um seinen Mentor zu ehren. Da Rahsaan Roland Kirk teils drei Saxofone gleichzeitig spielte, wollte Turre auch drei Bläser, und die hat er mit dem einstigen Miles-Davis-Saxofonisten Gary Bartz, mit dem einunddreißigjährigen James Carter, dem aufregendsten Saxofonisten seiner Generation, und Turre selbst kongenial besetzt. "Steve Turre Celebrates the Music of Rahsaan Roland Kirk" - eines der großen Highlights des diesjährigen Festivalprogramms - findet am Sonnabend exklusiv beim Berliner Jazzfest statt, Beginn ist um 20 Uhr 30.

Die Geigerin Regina Carter wohnt zwar in New York, stammt aber aus Detroit, in der Musikgeschichte besser bekannt als Motown, die einstige Metropole des Soul. Und dieser Stadt will sie mit ihrer neuen CD "Motor City Moments" und Coverversionen von Stevie Wonder und Marvin Gaye Tribut zollen. Carter will die Geige zu einem Hauptinstrument des Jazz machen. Die Jazzgeigerin gilt als Rollenmodell für eine neue Generation von heranwachsenden Musikerinnen und erreicht mittlerweile schon ein eigenes Publikum, und darum geht es schließlich in dieser sehr individualistisch geprägten Musik. Mütter mit ihren Töchtern, die vielleicht auch gern hätten, dass zu Hause Geige gespielt wird, oder die einfach nur fasziniert sind von der Ausstrahlung der energiegeladenen Künstlerin, kommen mittlerweile auch zu ihren Konzerten. Regina Carter eröffnet am Donnerstag das diesjährige Jazzfest im Haus der Kulturen der Welt (Beginn ist um 19 Uhr 30).

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