zum Hauptinhalt
Weltenbummlerpaar. Vladimir Stoupel und Judith Ingolfsson.

© Marko Priske

Berliner Lunchkonzerte: Auge in Auge

„The Last Rose of Summer“: eine fünftägige Reihe mit Lunchkonzerten in der Mendelssohn-Remise Berlin.

Der Weltenbummler Vladimir Stoupel ist nicht nur ein gefragter Pianist, sondern auch ein umtriebiger Festivaldirektor. Gerade ist der 1962 geborene Russe aus dem südfranzösischen Aigues-Vives zurückgekehrt, wo er vor sieben Jahren das „Avem-Festival“ gegründet hat. Zuvor war er im Nordosten Chinas unterwegs. Jetzt aber schaut er voller Vorfreude auf sein nächstes Projekt, „The Last Rose of Summer“, eine Konzertreihe in der Mendelssohn-Remise in Berlin-Mitte, die an diesem Montag startet.

Neben romantischer wird es auch Neue Musik geben, sagt Stoupel, der in Frankreich gelebt hat, bevor er nach Berlin zog, wo er mit seiner Frau, der isländischen Violinistin Judith Ingolfsson, heute in Wilmersdorf wohnt. Die kostenlosen Lunchkonzerte finden an fünf Tagen hintereinander statt. Vladimir Stoupel ist dabei mit verschiedenen Partnern zu erleben, außerdem treten junge Musiker aus Irland, Island und Berlin auf, darunter das Galil-Trio.

Felix Mendelssohn ist einer der großen Stichwortgeber der nun zum zweiten Mal stattfindenden Reihe: Der Komponist war ein regelmäßiger Besucher der Remise, die früher den Bankierssöhnen Mendelssohn und heute der irischen Botschaft gehört, die gemeinsam mit der Mendelssohn-Gesellschaft die Konzerte ausrichtet. Als passionierter Großbritannien-Reisender vertonte er auch „The Last Rose of Summer“, jenes Gedicht des Iren Thomas Moore, nach dem das Festival benannt ist. Vladimir Stoupel beschwört einen kosmopolitischen Geist, für den er sich seit Jahrzehnten einsetzt. Etwa wenn er sich für vergessene Werken des Berliner Komponisten Eduard Erdmann starkmacht, wie jüngst bei der konzertanten Präsentation von dessen skurriler Operette „Die entsprungene Insel“, einer politischen Farce.

„Mich begeistert das Unbekannte, das Neue“, sagt Stoupel. Zur Aufführung kommen Werke von Fanny Hensel und Felix Mendelssohn, aber auch neuere Kompositionen von Robert Muczynski oder Hjálmar Ragnarsson. Besonders aufregend findet Stoupel die Aufführungssituation: „In der Remise gibt es einen relativ kleinen Saal, in den nur 120 Menschen hineinpassen. Das hat seine Vorteile“, sagt er. „Erstens steht dort ein hervorragender Steinway-Flügel, der durch die Größe des Raums seine ganze Klangkraft entfalten kann. Und zweitens ist es ein sehr offener, ein gastfreundlicher Raum.“ Schon im vergangenen Jahr habe sich gezeigt, dass die Intimität des Saales eine intensive Kommunikation mit dem Publikum erlaube. Denn es gibt keine erhöhte Bühne. Direkter Blickkontakt zwischen Musikern und Zuhörern ist möglich. Ideale Bedingungen für Kammermusik. T.K.

„The Last Rose of Summer“, 29. August bis 2. September, jeweils 13 Uhr in der Mendelssohn-Remise, Jägerstraße 51, Mitte. Konzertdauer: ca. 45 Minuten, Eintritt frei, Spenden erbeten.

Zur Startseite