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Kultur: Berliner Opernreform: Renner vs. Penner

Die gute Nachricht zuerst: Die Kulturverwaltung hat sich von den Berliner Musiktheaterintendanten überzeugen lassen, dass die Orchester von Deutscher und Staatsoper nicht auf je 95 Musiker zusammengekürzt werden können. Ein "Musterspielplan" für die Saison 2002/03, den die drei Häuser ausgearbeitet haben, belegt, dass mindestens je 110 Musiker an den beiden Bühnen nötig sind, wenn man die Zahl der Aufführungen nicht reduzieren will.

Die gute Nachricht zuerst: Die Kulturverwaltung hat sich von den Berliner Musiktheaterintendanten überzeugen lassen, dass die Orchester von Deutscher und Staatsoper nicht auf je 95 Musiker zusammengekürzt werden können. Ein "Musterspielplan" für die Saison 2002/03, den die drei Häuser ausgearbeitet haben, belegt, dass mindestens je 110 Musiker an den beiden Bühnen nötig sind, wenn man die Zahl der Aufführungen nicht reduzieren will. Mit diesen Daten überraschte Kultursenator Christoph Stölzl gestern im Kulturausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses. Die schlechte Nachricht folgte auf dem Fuße: Der sehnlich erwartete Gegenvorschlag der Deutschen Opernkonferenz zu Stölzls Musiktheater-Reformprojekt war nicht rechtzeitig eingetroffen. Eigentlich wollte der Senator das Papier den Parlamentariern am Montag vorstellen. Aber es erreichte erst am Nachmittag die Hauptstadt und liegt inzwischen auch dem Tagesspiegel vor.

Im Gegensatz zu Stölzl, der jetzt noch 162 Stellen streichen will, rechnet die Opernkonferenz nur mit einem Personalabbau von 78 Stellen (20 Orchesterpositionen, 10 Choristen sowie 48 Stellen bei Technik und Verwaltung). Nach diesem Gegenvorschlag sollen die Berliner Opern 750 000 Mark pro Jahr zusätzlich von Sponsoren eintreiben und 3,5 Millionen Mark durch eine Erhöhung der Eintrittpreise in die Kassen holen. Außerdem plädieren die Intendanten dafür, "Renner" und "Penner" im Repertoire zu prüfen und dann mehr Kassenfüller auf den Spielplan zu setzen. So sollen weitere 600 000 Mark hereinkommen.

Dass die Musiktheaterchefs aus München, Zürich und Stuttgart die mangelhafte Abstimmung der hauptstädtischen Spielpläne in den letzten zehn Jahren genauso kritisch sehen wie Stölzl, manifestiert sich in dem Vorschlag, künftig die Vergabe aller Subventionen, die nicht durch Personalausgaben gebunden sind, davon abhängig zu machen, dass sich die drei Berliner Intendanten einigen, wer wann was spielt.

In die gleiche Richtung zielte gestern im Kulturausschuss auch der Einwurf der Vorsitzenden Monika Grütters (CDU): Sie habe Schwierigkeiten, die Existenz von drei Opernhäusern zu rechtfertigen, wenn es weiterhin möglich sei, dass der Chefregisseur der Komischen Oper "über die Straße hinweg" zehn Produktionen an der Staatsoper inszenieren und damit zwei Bühnen seinen Stempel aufdrücken könne. Unverständnis zeigte Grütters für die Entscheidung des Bundeskulturausschusses, der Staatskappelle 3,5 Millionen Mark für eine Gehaltserhöhung zuzuweisen. Die damit einher gehende Schlechterstellung des Orchesters der Deutschen Oper sei nicht hinnehmbar. Darüber wollen die Berliner Kulturpolitiker nun am Mittwoch mit Mitgliedern des Bundeskulturausschusses bei einem informellen Treffen diskutieren.

F. H.

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