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Kultur: Berliner Philharmoniker: Wir sind die Guten

So viel Harmonie war nie bei Berlins geliebten Philharmonikern: Zwar tritt Franz Xaver Ohnesorg erst Anfang September sein neues Amt als Philharmoniker-Intendant an, doch schon jetzt wird klar, dass die Zeiten Weingartenscher Ministerialrats-Nüchternheit endgültig vorbei sind: Statt eines scheidenden Chefdirigenten, eines kommenden Kulturmanagers und zweier Orchestermusiker saßen bei der Präsentation des neuen Philharmoniker-Programms vier Freunde im Duz-Rausch im Philharmonie-Foyer und demonstrierten Einigkeit. Neben dem Xaver noch der Claudio (Abbado), der Pit (Peter Riegelbauer) und der Andreas (Wittmann), die davon erzählten, wie großartig man sich verstehe und was für tolle Sachen man im letzten Jahr miteinander erlebt habe.

So viel Harmonie war nie bei Berlins geliebten Philharmonikern: Zwar tritt Franz Xaver Ohnesorg erst Anfang September sein neues Amt als Philharmoniker-Intendant an, doch schon jetzt wird klar, dass die Zeiten Weingartenscher Ministerialrats-Nüchternheit endgültig vorbei sind: Statt eines scheidenden Chefdirigenten, eines kommenden Kulturmanagers und zweier Orchestermusiker saßen bei der Präsentation des neuen Philharmoniker-Programms vier Freunde im Duz-Rausch im Philharmonie-Foyer und demonstrierten Einigkeit. Neben dem Xaver noch der Claudio (Abbado), der Pit (Peter Riegelbauer) und der Andreas (Wittmann), die davon erzählten, wie großartig man sich verstehe und was für tolle Sachen man im letzten Jahr miteinander erlebt habe. Vor allem auf den Reisen um die ganze Welt, nach Japan, Rom und Wien, als Orchester und Chef zu einer neuen Stufe menschlicher und künstlerischer Harmonie fanden.

Mehr denn je ging es darum, wie großartig die Philharmoniker sind, "so schön, so stark, so warm" (Abbado), und wie das Eliteorchester es mit "großer Eigenverantwortlichkeit (Ohnesorg) geschafft habe, die künstlerisch wie kulturpolitisch schwierigen letzten Monate ohne Qualitätseinbrüche zu überstehen. Über die noch vor kurzem wieder in Frage gestellte Erhöhung der Philharmoniker-Subventionen durch das Land Berlin, an der auch die Vertragsunterzeichnung des Abbado-Nachfolgers Simon Rattle hängt, wollte so recht niemand reden: "Wir sind zuversichtlich, dass das Land die dringend benötigte Tarifaufbesserung in die Wege leiten wird." Mehr mochte der Orchestervorstand dazu nicht sagen.

Der Umbruch, den die Philharmoniker organisatorisch wie personell erleben, wurde vor allem daran deutlich, dass diesmal hauptsächlich der Orchestervorstand redete und das neue Programm präsentierte: Elmar Weingarten, auf den die Werk- und (wenig überraschende) Künstlerauswahl noch zurückging, war nicht geladen, sein Nachfolger Ohnesorg mochte außer einem pauschalen Dank an alle nicht viel über die laufende und die kommende Spielzeit sagen. In der gibt es noch einmal sechs Abbado-Konzerte, darunter einen konzertanten "Parsifal", viermal Rattle, drei Barenboim-Programme (darunter auch das Silvester-Konzert) und eine Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Dirigenten wie Kent Nagano, Bernhard Haitink, Maris Janssons, Nikolaus Harnoncourt und Christian Thielemann. Neu aufgenommen in den edlen Zirkel der Philharmoniker-Dirigenten werden außerdem Jonathan Nott, der Chef der Bamberger Sinfoniker, und Heinz Holliger, der auch ein eigenes Stück als einzige (!) Uraufführung der Saison leiten wird.

Dass Elmar Weingarten niemand eine Träne nachweint, wurde dennoch deutlich: Dessen Rücktrittsentscheidung sei für ihn selber zwar schmerzlich, aber zum Besten für das Orchester gewesen, befand sein Nachfolger. Und die vier Freunde seufzten erleichtert auf.

Jörg Königsdorf

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