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Gerrit Meijer beim Checkpoint Charlie im Juni 2007.

© Doris Spiekermann-Klaas

Mitgründer von PVC: Berliner Punk-Legende Gerrit Meijer ist tot

Als Mitgründer von PVC, einer der ersten Berliner Punkbands, wurde Gerrit Meijer seit 1977 zu einem Stück Musikgeschichte der Stadt. Jetzt ist er mit 69 Jahren an einem Herzinfarkt gestorben.

Es ist der 25. Februar 1977, als die britischen Vibrators im Kant-Kino das erste Punk-Konzert überhaupt in West-Berlin spielen. Mit im Publikum ist auch Gerrit Meijer, der gerade mit „Anarchy In The UK“ und „Blank Generation“ Singles von den Sex Pistols und von Richard Hell geschenkt bekommen hat und von einem Trip nach London zurück ist. Dort war er bei einem Konzert von The Damned und auch einem von Motörhead im Roundhouse, doch letztere wollten ihn kaum beeindrucken: „Rock’n’ Roll, der nicht in einer Form androgyn ist, hat aus meiner Sicht nichts mit Rock’n’ Roll zu tun“, schreibt Meijer später in seine Autobiografie über Berlin, den Punk und seine Band PVC. Die Vibrators im Kant-Kino, das war für Meijer, den 1947 geborenen Sohn einer Deutschen und eines Holländers, der pure Rock’n’Roll. Der Zufall will es, dass an diesem Abend auch Knut Schaller, Raymond Ebert und Jürgen Dobroszczyk im Publikum sind, allesamt die Gründungsmitglieder von PVC, ihrerseits eine der ersten deutschen Punkbands überhaupt.

PVC schrieben Hits wie „Wall City Rock“ und „Berlin By Night“.

Gerrit Meijer spielt Gitarre, wild, roh, eins, zwei, drei, wie es ihm in den Sinn kommt, und mit PVC wird er schon ein paar Monate nach seinen Punk-Erweckungserlebnissen selbst im Kant-Kino auf der Bühne stehen: als Vorband bei eben jenen Vibrators und kurz darauf auch bei Iggy Pop. Berlin ist die graue Mauerstadt, West-Berlin das Eldorado von Punk und New Wave. PVC spielen im August 1978 am Eröffnungsabend des SO 36 in der Oranienstraße und schreiben Punk-Hits wie „Wall City Rock“ und „Berlin By Night“.

Der Ruhm jedoch ist nur von kurzer Dauer, wie es sich für Punk gehört – und wie es sich dann für den immer mehr selbst zu einem Klassiker werdenden Rock’n’ Roll gehörte, lösen sich PVC auf, kommen Ende der achtziger Jahre wieder zusammen, lösen sich wieder auf und werden: Legende. Meijer spielt in anderen Bands, bei White Russia, bei Commando Love At Least und bei Rouge Et Noir, der Band der Sängerinnen Marianne Enzensberger und Marianne Rosenberg. Mitte der nuller Jahre gründet er seine eigene Band „Gerrit and the R’n’R Stalinists“, nennt diese aber auch schon bald wieder PVC – weil ein Konzertveranstalter Meijers Rock’n’Roll-Stalinisten aus Versehen so angekündigt hatte. Am vergangenen Freitag ist Gerrit Meijer kurz vor seinem 70. Geburtstag am 12. März einem Herzinfarkt erlegen.

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