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Berlinische Galerie: Zweite Chance

Thomas Köhler wird Leiter der Berlinischen Galerie. Der 44-Jährige löst zum 1. September den bisherigen Chef Jörn Merkert ab.

Ganz überraschend kam die Nachricht gestern nicht. Heute soll sie bestätigt und der neue Direktor der Berlinischen Galerie offiziell von Kulturstaatssekretär André Schmitz vorgestellt werden: Thomas Köhler wird zum 1. September den bisherigen Chef Jörn Merkert ablösen, der 23 Jahre lang dem Haus vorstand. Merkert hatte vor fünf Jahren das Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur am neuen Standort, einem ehemaligen Kreuzberger Glaslager, wiedereröffnet, nachdem es durch Auszug aus dem Martin-Gropius-Bau über Jahre ins Depot verbannt war.

Köhler, der seit Herbst 2008 als stellvertretender Direktor für das Programm des Museums verantwortlich ist, konnte sich mit einem Drei-Punkte-Programm in der Berufungskommission des Senats durchsetzen. An erster Stelle will der aus Frankfurt am Main stammende Kunsthistoriker „die Ressourcen stärker dynamisieren“, sprich: den eigenen Bestand aus Kostengründen besser zur Geltung bringen. Zweitens soll die Internationalität deutlicher werden. Noch sei zu wenig bekannt, welch bedeutende Positionen – von den Brücke-Künstlern bis zu Baselitz – am Hause vertreten sind. Außerdem möchte der 44-Jährige, der vor seinem Wechsel nach Berlin am Kunstmuseum Wolfsburg arbeitete, zuletzt als kommissarischer Direktor, die Zeitgenossenschaft des Museums hervorkehren. Bislang besitzt die Berlinische Galerie eher für ihre Bestände aus der Vorkriegszeit einen hervorragenden Ruf, vor allem für dadaistische Kunst.

Köhler ist überzeugt, dass sich mit einem solchen Kurs auch die Diskussion um eine neue Kunsthalle erledigen würde. In seinen Augen bietet sich die Berlinische Galerie als Adresse an, da sie bereits über eine funktionierende Architektur und Infrastruktur verfügt. Als eines seiner nächsten Projekte plant der designierte Museumsdirektor eine Ausstellung mit dem seit vielen Jahren in Berlin lebenden russischen Fotokünstler Boris Mikhailov, der Internationalität und Zeitgenossenschaft perfekt in seiner Person verbindet. Mit Thomas Köhler übernimmt eine neue Generation an der Berlinischen Galerie die Leitung und gibt damit dem Haus, das durch die Konkurrenz der Staatlichen Museen und Galerien in der Stadt immer wieder um Anerkennung ringen muss, eine zweite Chance. Fünf Jahre nach der Wiedereröffnung wird es höchste Zeit für eine solche Neuorientierung. Nicola Kuhn

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