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Kultur: Beruf: Produzent

Und er war der Mann von Sophia Loren: zum Tod des italienischen Filmmoguls Carlo Ponti

Er war ebenso gut für die anspruchsvolle Filmkritik wie für die Paparazzi. Fürs Feuilleton prädestinierten ihn Filme wie „La Strada“ von Federico Fellini mit Giulietta Masina, der Frau des Regisseurs, und Anthony Quinn, die beide mit diesem Film zu Weltstars wurden. Sofort interessierte sich Mitte der fünfziger Jahre auch die Boulevardpresse für sie. Und Anfang der Sechziger machte der Filmproduzent Carlo Ponti den Paparazzi ein noch größeres Geschenk – indem er Sophia Loren heiratete. Es war ein Skandal: Nach italienischem Recht war Pontis Scheidung von seiner ersten Frau ungültig, als er die Ehe mit dem Filmstar einging. Prompt wurde er der Bigamie bezichtigt. Bis beide nach Frankreich auswanderten, die französische Staatsangehörigkeit erwarben und ihre 1962 geschlossene Ehe 1966 legalisierten.

Unter den rund 150 Filmen, die Ponti produzierte, gibt es mehr als ein Dutzend mit Sophia Loren. In Amerika etwa „Hausboot“ mit Cary Grant, in Italien vor allem Filme mit dem Traumpartner Marcello Mastroianni, wie etwa in der Komödie „Gestern, heute und morgen“ oder in „Ein besonderer Tag“ von Ettore Scola. Dass die Loren, die als Pornodarstellerin angefangen hatte, ihr Talent als ernsthafte Charakterdarstellerin zeigen konnte, hat sie vor allem Carlo Ponti zu verdanken.

Geboren am 11. Dezember 1910 (oder 1912, 1913? – die Angaben schwanken), hatte Ponti in Mailand Jura studiert. Das kam ihm in seinem späteren Produzentenleben sehr zustatten, auch wenn seine juristischen Kenntnisse ihn nicht davor schützten, wegen Devisenvergehen zu vier Jahren Gefängnis verurteilt zu werden – in Abwesenheit. In diesem Punkt ergänzten sich Ponti und Loren gewissermaßen kongenial, denn die Schauspielerin war 1980 wegen Steuerhinterziehung zu 30 Tagen Haft verurteilt worden, die sie auch abgesessen haben soll.

Das Glück, das Loren mit Ponti verband (Carlo jr. und Edoardo heißen ihre Söhne), war dem Produzenten auch in seinem Berufsleben hold, vor allem bei der Begegnung mit seinem Firmenpartner Dino de Laurentiis. Aus dem Produzenten von längst vergessenen Filmen im Stil der „weißen Telefone“ in der faschistischen Ära Mussolinis wurde so ein Weltstar der Filmproduktion. „La Strada“ war eine gemeinsame Arbeit; Jahr für Jahr entstanden fünf oder sechs Filme, oder wie 1952 sogar elf, ehe sich die Mogule trennten. „Und dennoch leben sie“, Vittorio de Sicas Film mit Loren und Jean-Paul Belmondo, war 1960 einer seiner ersten eigenen Erfolge.

Weitere ließen nicht auf sich warten, wobei Ponti neben Welterfolgen wie „Krieg und Frieden“ oder „Doktor Schiwago“ sowie leicht vergänglicher Ware immer darauf Wert legte, die europäische Avantgarde zu fördern. So arbeitete er mit der französischen Nouvelle-Vague-Regisseurin Agnès Varda („Mittwoch zwischen 5 und 7“), mit ihren Kollegen Claude Chabrol („Das Auge des Bösen“ und „Landru“), Jean-Pierre Melville („Der Teufel mit der weißen Weste“) oder Jean-Luc Godard („Die Verachtung“, „Die Karabinieri“). Auf diese Weise hat Carlo Ponti das Geld, das er mit seinen großen kommerziellen Erfolgen verdiente, in die Filmkunst investiert. Auch der italienische Meister Michelangelo Antonioni hätte ohne Ponti kaum „Blow Up“, „Zabriskie Point“ und „Beruf: Reporter“ realisieren können.

Wenn es in der internationalen Filmproduzentengeschichte ein erfülltes Leben gibt, dann ist es das von Carlo Ponti. In der Nacht zum 10. Januar ist er in einer Klinik in Genf gestorben.

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