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Blick in die Apostolische Bibliothek im Vatikan.

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Bibelhandschriften online: Erbe der Menschheit

Sie sind unschätzbar wertvoll, unersetzlich: Die antiken Manuskripte in der Apostolischen Biliothek. Der Vatikan stellt sie nach und nach online. Jetzt ist ein besonders bedeutender Text im Internet veröffentlicht worden: Die Bibelhandschrift "Vaticanus B".

Der Vatikan hütet Schätze aus der Vergangenheit. Darunter befinden sich auch, wie kürzlich entdeckt wurde, zwei gefälschte Kindermumien „aus dem alten Ägypten“, die handwerklich meisterhafte, unbekannte Geschäftemacher dem Kirchenstaat im 19. Jahrhundert untergejubelt haben. Echt dagegen und kulturgeschichtlich ungleich bedeutsamer sind die 82 000 Handschriften der Apostolischen Bibliothek. Sie teilt der Vatikan zunehmend mit einer weltweiten Gemeinde von Interessierten (www.vatlib.it). Jetzt ist eines der prominentesten Manuskripte der Geschichte überhaupt online gegangen: der „Codex Vaticanus B“ oder „1209“ (http://digi.vatlib.it/view/MSS_Vat.gr.1209). Im 4. Jahrhundert entstanden, während oder nach derRegierungszeit des Kaisers Konstantin I., enthält der Pergamentband die (fast) vollständige Bibel des Alten und Neuen Testaments auf Griechisch.

Der „Vaticanus B“ und sein etwa gleichzeitig entstandener Bruder, der „Codex Sinaiticus“, sind die ältesten erhaltenen Textsammlungen ihrer Art. Der „Sinaiticus“ aber ist zerteilt. Seine Blätter befinden sich in der British Library, der Russischen Nationalbibliothek, der Universitätsbibliothek Leipzig sowie – in kleinen Teilen – dort, wo er herstammt: im Katharinenkloster auf dem Sinai. Immerhin haben sich die vier Orte zu einer Digitalisierung zusammengefunden. Bereits seit 2009 ist damit auch dieser Codex im Web vereint (http://www.codexsinaiticus.org/de).

Solche unwiederbringlichen Dokumente – verwahrt in einem atombombensicheren Bunker – sind nur für wenige Wissenschaftler oder gar nicht mehr zugänglich. Die Digitalisierung soll das ändern. Die Daten werden sowohl elektronisch auch als materiell so gespeichert, dass sie ihrerseits nicht verlorengehen können, nach menschlichem Ermessen jedenfalls. Rund 1600 Manuskripte, so der Präfekt der Apostolischen Bibliothek, Cesare Pasini, stünden kostenfrei nutzbar im Internet, 15 000 könnten es werden. 50 Mitarbeiter arbeiten an den Scannern. Wie lange das dauert, hängt auch von den Sponsoren ab. Immerhin gibt es für den Umfang der Daten einen Erwartungshorizont: 43 Trillionen Bytes.

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