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Kultur: Bing Crosbys Enkelin Denise drehte ein Dokument zum Kult um den Kult

"Mit Star Trek kenne ich mich gar nicht so genau aus". Das sagt sie, obwohl sie eine Weile den Leutnant Tasha Yar gegeben hat!

"Mit Star Trek kenne ich mich gar nicht so genau aus". Das sagt sie, obwohl sie eine Weile den Leutnant Tasha Yar gegeben hat! Denise Crosby ist eine der wenigen Schauspielerinnen, die ausgestiegen sind, aus Langeweile an ihrer eindimensionalen Rolle. Aber wahrscheinlich ist es gerade dieser Abstand zum Kult, der ihr den scharfen Blick verlieh, mit dem sie dann einen Dokumentarfilm drehen konnte. Über die Trekkies, die Süchtigen, die ihr um Längen interessanter schienen als die Serie selbst.

Da gibt es diesen Linguisten, der die Filmsprache "Klingonisch" bis zur Lexikonreife gebracht hat. "Hamlet" und die Bibel werden zur Zeit übersetzt. Da gibt es diesen Zahnarzt in Florida. Er zieht Zähne, bohrt und betäubt wie er soll - aber im Kostüm. Im Kostüm des Doktors "Pille". Seine Praxis ist ein Star Trek-Museum und seine Zahnarzthelferinnen zwingt und zwängt er in Kostüme. "Ein sehr sympathischer Mann", sagt Denise Crosby. Die Helferinnen haben sich nach einer Weile mit ihren Arbeitsbedingungen abgefunden. Nur die Kinder des Zahnarztes, ebenfalls im Kostüm zu sehen, bieten ein gestauchtes Lächeln feil. Die Kinder tun ihr ein bisschen leid, sagt Denise Crosby, die Enkelin des Big Bing, und denkt dabei an ihre eigenen.

Jetzt sitzt sie im Schweizer Hof, um ihren Videofilm vorzustellen, für den sie jahrelang Material sammelte und die "Conventions" der Fans besuchte. Ihren Film über die Fans zu kommentieren ist wie die Ableitung einer Ableitung in der Mathematik. Da gibt es eine Serie, derentwegen ein Fanclub existiert, über den berichtet wird. Dann wird über den Bericht berichtet. Dies zeigt deutlich: der Kult um das Objekt ist wichtiger als das Objekt selbst. Auch hier hat die Form den Inhalt überholt.

Als Denise Crosby vor zwölf Jahren anfing, bei Star Trek den Leutnant Tasha Yar zu spielen, zuständig für die Sicherheit an Bord, hatte sie die ganze Chose unterschätzt. Star Trek fand sie "cheesy", also nicht unbedingt das, wovon eine Schauspielerin so träumt. Aber sie musste Geld verdienen. Da wusste sie noch nicht, dass ein Schauspieler in Amerika mit einem Auftritt in dieser Serie mehr Bekanntheit erreichen würde, als mit mehreren großen Leinwandfassungen. Dass man sich um die Rolle zu reißen hat, bitteschön, und dass man nicht einfach wegen eines eindimensionalen Charakters aufhört.

Da wusste sie auch noch nicht, dass einem als Star-Trek-Figur so Dinge passieren können, wie auf dieser mehrtägigen Fan-Versammlung in Los Angeles: Da lupfte plötzlich einer vor ihr sein T-Shirt - "den würde ich nie wiederfinden" - und den Rücken füllend ist ihr Abbild tätowiert, Leutnant Tasha Yar. Einen Trekkie zum Fan zu haben, ist für jeden Schauspieler Gold wert. Da hat man einen Begleiter fürs Leben.

Für ihre Idole interessieren sich die nämlich ganzheitlich: für ihr Privatleben und vor allem für ihre nächsten Rollen, auch wenn die mit Raumschiffen nichts zu tun haben. Und deshalb werden wohl auch einige Fans in den Sesseln lungern, wenn Denise Crosbys nächster Film läuft. Das ist ein Western. Und sie spielt "eine harte Frau", trägt dabei Rüschen, eine Haube und ein paar Waffen. Na wenigstens das mit den Waffen dieser Frau ist gleich geblieben.

Vielleicht schauen wir uns da doch lieber den Dokumentarfilm an. Der kommt im Juni in die Videotheken.

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