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Kultur: Biografisches Weihnachtsrätsel

Ungewöhnlich war schon ihre Geburt – wenigstens für eine Großbürgerin: Sie kam 1831 als uneheliches Kind zur Welt, wie zwei Brüder vor und sieben Geschwister nach ihr. Erst nach dem Tod des Großvaters konnte ihr Vater, ein Tabakfabrikant aus jüdischer Familie, die Mutter heiraten und die gemeinsamen zehn Kinder anerkennen.

Ungewöhnlich war schon ihre Geburt – wenigstens für eine Großbürgerin: Sie kam 1831 als uneheliches Kind zur Welt, wie zwei Brüder vor und sieben Geschwister nach ihr. Erst nach dem Tod des Großvaters konnte ihr Vater, ein Tabakfabrikant aus jüdischer Familie, die Mutter heiraten und die gemeinsamen zehn Kinder anerkennen. Acht Geschwister folgten. Der Wille der Eltern zum Tabubruch hatte sich mit der wilden Ehe anscheinend erschöpft: Frauenbildung war für sie kein Thema; während die Brüder aufs Gymnasium durften, langweilte sich die Schwester auf der Mädchenschule. Sie wurde dadurch, schreiben ihre Biografinnen, „eine geniale Autodidaktin“, die Gedichte, eine Literaturgeschichte Spaniens und erfolgreiche Lustspiele schrieb. Vor allem aber wurde sie zu einer der wichtigsten und kompromisslosesten feministischen Autorinnen ihrer Zeit. Ironisch zerpflückte sie die angeblich natürliche Rolle der Frau: „Weil die Frauen Kinder gebären, darum sollen sie keine politischen Rechte haben. Ich behaupte: Weil die Männer keine Kinder gebären, darum sollen sie keine politischen Rechte haben und ich finde die eine Behauptung mindestens ebenso tiefsinnig wie die andere.“ Sie spottete auch über die zahmeren feministischen Zeitgenossinnen, und wer weiß, was sie vom Leben ihrer Enkelin gehalten hätte? Die heiratete einen der größten deutschen Autoren des 20. Jahrhunderts und schrieb sogar ihre Briefe unterm Briefkopf mit seinem Namen.

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