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Kultur: Bleibende Form von Plastik und Zeichnung

Haben denn die unscheinbaren Objekte des Dresdner Künstlers Jürgen Schön, jene mit Papier und Zellstoff verklebten Kartonkörper, überhaupt eine Chance, die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich zu lenken? Man muss schon genauer hinsehen, dann treiben seine Objekte - ob aufgebaut oder gelagert, verschlossen oder geöffnet, geschichtet oder gereiht, gerippt, gewinkelt, abgerundet oder bandagiert - ein merkwürdiges Formenspiel.

Haben denn die unscheinbaren Objekte des Dresdner Künstlers Jürgen Schön, jene mit Papier und Zellstoff verklebten Kartonkörper, überhaupt eine Chance, die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich zu lenken? Man muss schon genauer hinsehen, dann treiben seine Objekte - ob aufgebaut oder gelagert, verschlossen oder geöffnet, geschichtet oder gereiht, gerippt, gewinkelt, abgerundet oder bandagiert - ein merkwürdiges Formenspiel. Hier glaubt man feminine Körperstrukturen zu entdecken, dort scheint man es mit korrespondierenden Teilen einer "Versuchsanordnung" zu tun zu haben.

Sind das bloße Zufälle oder ergibt sich hier nicht doch ein verblüffendes kausales Zusammenspiel, das "Durchspielen" eines ganzen universalen Formenrepertoires? Organisches, aber auch Geometrisch-Konstruktives, frei erfunden beziehungsweise aus dem im Bewusstsein eingelagerten Formenbestand abgerufen, aus der Anthropologie, Völker- und Kulturgeschichte stammend, von den primitiven Symbolformen und Ritualzeichen der Naturvölker bis zu den technischen Instrumentarien des Zivilisationszeitalters.

Schöns Arbeiten auf Papier (Acryl, Farbstift, Graphit, Tusche) entstehen in der Regel nach Fertigstellung der Objekte. Sie haben deshalb einen bestimmten Kontrolleffekt, vermitteln aber auch neue Formanregungen. Auf unterschiedlichen Papiersorten mitunter montiert oder seriell aneinandergereiht, stellt doch jede Zeichnung ein Einzelstück dar. Die starke Konturierung der Formen gibt ihnen eine dreidimensionale Wirkung.

Abbildung und Abformung zielen auf Wiederholung, auf Verdoppelung und oft auch auf "Verewigung" eines Zustands des jeweiligen Originals. Indem Schön dieses bekannte Verfahren aber nicht zu Ende führt, es unterbricht und ihm eine überraschende Wendung gibt, entstehen nicht "täuschend echte" Nachbildungen, sondern Kunstgebilde, die zwar an die Originalform erinnern, aber kaum eine ihrer Eigenschaften aufweisen.

Schön baut seine Körper nicht zum Zwecke der Reproduktion - dann könnte er sich Abgussformen bedienen -, sondern formt und definiert die Bauelemente neu. So entstehen "Astralkörper" der Objekte, fragil, leicht, spröde, verformbar, auch transparent. Die Volumina werden nicht durch Konzentration von Masse, sondern durch Konstruktion gebildet. Spannung entsteht hier also durch das grundsätzlich Verschiedene des scheinbar Gleichen. (Zeichnungen 850 Mark, Objekte 4000-9800 Mark)Galerie refugium, Auguststraße 19, bis 9. Oktober; Mittwoch bis Freitag 14-19 Uhr, Sonnabend 12-17 Uhr.

Klaus Hammer

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