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Kultur: Blindenfußball

"Meine Damen und Herren, wir möchten Sie bitten, uns mit Gegenständen zu bewerfen." Mit jener Höflichkeit, die die jungen Leute zwischen Zwanzig und Ende Dreißig auszeichnet, entsprach das Publikum im Prater der Bitte - doch ein Bombardement wurde es nicht; die leeren Bierflaschen und umherliegenden Spielzeugbälle tröpfelten eher, und auch dies Tröpfeln erstarb schnell.

"Meine Damen und Herren, wir möchten Sie bitten, uns mit Gegenständen zu bewerfen." Mit jener Höflichkeit, die die jungen Leute zwischen Zwanzig und Ende Dreißig auszeichnet, entsprach das Publikum im Prater der Bitte - doch ein Bombardement wurde es nicht; die leeren Bierflaschen und umherliegenden Spielzeugbälle tröpfelten eher, und auch dies Tröpfeln erstarb schnell.Das lag wohl daran, daß man nicht unbedingt in Wurflust gerät, wenn man bereits eine Weile im Schein altmodischer Stehlampen in Plüschsesseln sitzt und sich mit der Nachbarin unterhalten hat.

Zum anderen ist die Performance der fünf eher spießig als trendy gekleideten Herren bei weitem nicht so schrill, wie es der Titel "Radar, Radar - nichts ist egal" oder der Teiltitel "Starfighter Houdini probt den Aufbruch aus dem abgefuckten Mainstream" vermuten lassen.Nicht, daß es an Überraschungen fehlt - die fünf spielen "Blindenfußball", sie kochen (Portion 5,50 DM, empfehlenswert), erteilen Unterricht in der Abseitsregel anhand des WM-Viertelfinalspiels von 2002, jumpen nach einem Basketballkorb und nach E-Gitarren, die von der Decke baumeln, ganz zu schweigen von Choreographien in Unterhosen, mit Skistiefeln oder Kimono.Dennoch bestimmen vornehmlich Zeitlupe und Wiederholung den Rhythmus.Die Pausen zwischen den drei Teilen sind lang und die Nonsenstextchen meist so harmlos-putzig, daß man fast schon dankbar ist für die Geschichte vom Jongleur mit den HIV-infizierten Nadeln.

Theater der Zukunft? Wohl kaum.Aber ein netter Abend für Leute zwischen Zwanzig und Ende Dreißig.

Volksbühnen-Prater, bis 9.August, 21 Uhr.

RÜDIGER SINGER

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