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Kultur: Bloß nicht so bleiben

Bärendienst: zur Verleihung der Deutschen Kurzfilmpreise in Berlin

Bilden Sie einen Satz mit Mondlicht, Tonkrug und Sponsoren. Bringen Sie außer Haikus auch noch Wittgenstein und den guten alten Kracauer in Ihrer Kurzmoderation unter. Gert Scobel versucht es bei der Verleihung des Deutschen Kurzfilmpreises im Kino der Berliner Kulturbrauerei: vom Kurzfilm lernen heißt, möglichst anspruchsvoll in ultrawenig Zeit der Filmkunst huldigen. Kulturstaatsministerin Christina Weiss assistiert ihm vom Barhocker aus – und wirbt nebenbei für Filmfördergesetz und Filmakademie.

Dumm gelaufen: Hobbyphilosophie ist bei der Würdigung des Filmnachwuchses – die Mehrzahl der Nominierungen (12500 Euro) und Goldstatuetten (30000 Euro) ging an Hochschulabsolventen – fehl am Platz. Lieber würde man ein klein wenig über die Preisträger erfahren. Nicht mal ihre Namen werden genannt; dabei hat Weiss eben erst das maue Marketing für den deutschen Film bemängelt. Ist Sven Taddicken, der im Kino mit „Mein Bruder, der Vampir“ reüssierte und für sein 15-Minuten-Werk „Einfach so bleiben“ mit Gold geehrt wurde, immer noch Filmstudent in Ludwigsburg? Lief seine mysteriös schillernde Schwarzweiß-Story über ein Mädchen, das mit dem toten Freund im Kofferraum zur Ostsee fährt, nicht schon 2002 in Hof? Woher kommt Edina Kontsek, deren lakonischer Jungs-Alptraum „Schüler“ in der Bis-zu-7-Minuten-Kategorie gewann? Warum hat die Jury keine der Kurzdokumenationen, „Visit Iraq“ und „Himmelreich“, für preiswürdig befunden? Warum dürfen die Preiskandidaten bis zu drei Jahre alt sein? Und warum kommen die drei Drei-Minuten-Extras zum Thema Gewalt so hilflos daher? Man weiß es von den jährlichen „Probeläufen“ der Filmhochschulen: Soo schlecht ist der Nachwuchs keineswegs.

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