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Kultur: Blutige Lichterketten

Mag sein, die Not ist groß in dieser letzten Woche vor Weihnachten. Wie alle Jahre kommt das Fest völlig überraschend und die verzweifelte Frage lautet: Was legt man den Lieben diesmal unter den Tannenbaum?

Mag sein, die Not ist groß in dieser letzten Woche vor Weihnachten. Wie alle Jahre kommt das Fest völlig überraschend und die verzweifelte Frage lautet: Was legt man den Lieben diesmal unter den Tannenbaum? Ich plädiere für Kriminalhörspiele. Zur Auswahl stehen Klassiker wie Simenon- und Conan-Doyle-Aufnahmen oder die unverwüstlichen Paul-Temple-Fälle von Francis Durbridge. Alternativ empfehlen sich neuere Hörspielbearbeitungen der Romane von Fred Vargas, Polina Daschkowa oder Ake Edwardson (alles in: Der Audio Verlag und Der Hörverlag). Kompetente Beratung gibt es in einer der drei Berliner Krimibuchhandlungen, bei „Hammett“ in Kreuzberg oder bei „Miss Marple“ in Charlottenburg. Und bei Totsicher im Prenzlauer Berg (Winsstr. 16) läuft am 19.12. (20 Uhr) das schon traditionelle Weihnachtsprogramm. Schauspielerin Gabriela Zorn erzählt zur Musik von Jörg Wilkendorf von „einer unheimlichen Spur im Schnee“ und davon, „wie bunte Lichterketten zum Mordinstrument mutieren“.

Einen außergewöhnlichen Krimiautor lässt der Buchhändlerkeller (Carmerstr.1) am 19.12. (20.30 Uhr) auferstehen. Clemens Füsers und Dietmar Bauschke widmen sich in der Reihe „Wieder gelesen“ dem anarchistischen Tausendsassa Boris Vian . Was Vian in nur 39 Lebensjahren gelang, schaffen anderen kaum in der doppelten Zeit. Zunächst wurde er in der Pariser Existentialistenszene der vierziger Jahre als Jazztrompeter und „Prinz von Saint Germain“ bekannt. Nebenbei schrieb er Chansons („Der Deserteur“), war Übersetzer, Autor von Drehbüchern und Theaterstücken sowie Romancier („Der Schaum der Tage“). So richtig skandalös aber waren die Krimis, die er unter dem Pseudonym Vernon Sullivan schrieb: „Ich werde auf eure Gräber spucken“, „Tote haben alle dieselbe Haut“ oder „Wir werden alle Fiesen killen“.

Wesentlich gesitteter dürfte es in Hans Lebek s Krimi „Todesschläger“ (Gmeiner) zugehen. Da sich der Tod eines Industriellen hier im luxuriösen Ambiente eines Golfplatzes ereignet, ist eine eher subtile Form des Verbrechens zu vermuten: der Mord gewissermaßen als schöne Kunst betrachtet. Genaueres erfährt man am 20.12. (20 Uhr) in der Buchhandlung Lesensart (Uhlandstr. 54–55) . Na denn, frohes Fest!

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