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Kultur: Böser, ferner Osten - Die Thailand-Falle

Der Strand kann ein verdammt hartes Pflaster sein - nicht nur in der Verfilmung mit Leonardo Di Caprio. Auch in der Realität begreift Otto Normaltourist, dass man kann keineswegs überall sicher ist, wo der liebe Gott ein schönes Stück Küste oder der Investor ein Luxus-Resort hingestellt hat.

Der Strand kann ein verdammt hartes Pflaster sein - nicht nur in der Verfilmung mit Leonardo Di Caprio. Auch in der Realität begreift Otto Normaltourist, dass man kann keineswegs überall sicher ist, wo der liebe Gott ein schönes Stück Küste oder der Investor ein Luxus-Resort hingestellt hat. Besonders Südost-Asien ist zur Zeit auf dem Weg zum Alptraum-Ziel. Und das nicht erst durch die Geiseln auf Jolo. Hollywood sucht nach dem Bösen hinter der Fototapete.

Letztes Jahr war es Joaquin Phoenix, der in den Mauern eines malaysischen Gefängnisses der Todesstrafe entgegendämmerte. Grund: ein Klumpen Haschisch. "Für das Leben eines Freundes", so der Titel dieses aufgewärmten Traveller-Zwiebacks, zeigte ein paar ganz normale US-Jungs, die bei einem ganz normalen Urlaubsvergnügen (Sex, Drogen, Alkohol) von der Polizei verhaftet werden. Die malaysische Rechtsprechung - wenn davon die Rede sein kann - kennt allerdings keine Toleranz für kulturelle Unterschiede. Das steht in jedem Reiseführer und sollte ernst genommen werden. Was jedoch der Film daraus machte - ein Gerichts-Drama mit fanatischen Moslems unter Allonge-Perücken - taugte nicht einmal zum Konsum während eines Langstreckenflugs.

Thailand, so die verbreitete Ansicht, ist reicher und zivilisierter. Doch auch Buddhisten verstehen nicht immer Spaß. Vor allem nicht, wenn es um zwei Dinge geht: Drogen und die Monarchie. Nicht einmal für "Anna und der König" gab es eine Drehgenehmigung, weil der Eindruck hätte entstehen können, eine Frau, Ausländerin zumal, hätte Einfluss auf die Entscheidungen des Erlauchten nehmen können. Dass Danny Boyle "The Beach" drehen durfte, lag sicher auch an der Story. Darin kommen zwar Drogenpflanzer vor, die schnell zur Waffe greifen. Doch der eigentliche Feind des Hippies ist der Hippie selbst. Wer die Haltung der thailändischen Justiz zu bewusstseinsverändernden Substanzen kennen lernen möchte, dem sei ein Besuch bei den westlichen Häftlingen im Klong Prem Central Prison von Bangkok empfohlen. Dort ist einmal die Woche Tag der offenen Tür.

Drogen aller Art gibt es zwar überall in Thailand. Oft aber handelt es sich dabei um Fallen der Polizei. Und die will auch mitverdienen. "Brokedown Palace" nun kündigt an, auch dies zum Thema zu machen. Und schon musste der Film auf den Philippinen gedreht werden. Darlene (Kate Beckinsdale) und Alice (Claire Danes) habe gerade die High School abgeschlossen. Ihren Eltern erzählen sie von einer Reise nach Hawaii. Tatsächlich aber fliegen sie nach Thailand. Die beiden Küken mieten sich in der Khao San Road ein, sehen die ersten Kakerlaken ihres Lebens und lernen einen smarten Australier kennen, der beide nach Singapur einlädt. Mit den geschenkten Tickets fahren sie zum Flughafen und werden dort wie auf ein geheimes Zeichen von Polizisten umringt, die in ihrem Gepäck einige Kilo Heroin finden. Darauf steht nicht die Todesstrafe, aber für ein paar Jahrzehnte Bau reicht es schon.

Regisseur Jonathan Kaplan quetscht Scheiß und Tränen aus seinen Darstellerinnen, zeigt unwürdige Haftbedingungen und leidende Eltern. Zwar versucht er auch, die thailändische Jurisdiktion zu erklären, der die Wahrung des Scheins über alles geht, während die Korruption blüht. Doch in spröden Verhör- und Gerichts-Szenen mit echsengesichtigen Asiaten gelingt das nicht. Auch Bill Pullman als Anwalt plädiert im Rahmen des Erwartbaren, und zu allem Überfluss wird der Frauen-Knast mit Sülz-Pop wie aus der C&A-Reklame untermalt.

Wenn keine Devisen fließen, ist es vorbei mit der Servilität der Siamesen, sagt der Film. Dann zeigt das Postkartenland seine wahre Natur - und ist auch nur ein Teil der Dritten Welt, in dem Menschenrechte nichts gelten. Wer sich dort keine bösen Infektionen holt, kann jederzeit im Gefängnis landen - wo sich seit Alan Parkers "Midnight Express" (1978) nicht viel getan hat. Das mag pädagogisch wertvoll sein, falls Hollywoods Nachwuchs um die halbe Welt jettet, ohne sich zu informieren, wo er landet. Aber mehr auch nicht.Ab Donnerstag im Cinemaxx Potsdamer Platz (OV), Zoo Palast und Kosmos

Ralph Geisenhanslüke

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