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Kultur: Boulevard der Zeiten

Ja, schön sind sie schon, die Linden. Aber dem Ruf der Prachtstraße, auf den sie im Bewusstsein der Berliner abonniert sind, bleiben sie doch noch immer einiges schuldig.

Ja, schön sind sie schon, die Linden. Aber dem Ruf der Prachtstraße, auf den sie im Bewusstsein der Berliner abonniert sind, bleiben sie doch noch immer einiges schuldig. Da helfen weder Satzungen für die Gestaltung noch die Bären-Paraden noch der leuchtende Gespensterwald, der uns letztens zu Weihnachten offeriert wurde. Ab und zu muss der Berliner Boulevard deshalb historisch unterfüttert werden. Günter de Bruyn, mehr und mehr zum Beschreiber der Mark Brandenburg geworden, ist sozusagen vom Land in die Stadt gekommen und unterzieht sich der Ausschmückung der Straße mit der gewohnten zarten Geschichtsliebe. Er flaniert die Straße vom Schloss bis zum Brandenburger Tor hinab, wie es sich gehört, und zugleich quer durch die Zeitläufte, betrachtet, was noch zu sehen ist, und noch mehr, was hier einmal war. Heraus kommt ein Berlinisch-preußischer Bilderbogen, geboren aus fleißiger Lektüre, Sinn für Anekdotisches und einem Blick für den großen Geschichtsbogen, in dem die Straße ein charakteristischer Strang war. Das Buch trumpft nicht auf, empfiehlt sich dank eines Stichwort-Verzeichnisses auch als Besichtigungs-Führer und ist hübsch bebildert – nicht zuletzt durch das Linden-Panorama auf dem Schutzumschlag und die Vogelsicht-Zeichnungen der Linden von 1928 und 2002 auf den Vorsatzblättern des Buches.

Günter de Bruyn: Unter den Linden. Siedler Verlag, Berlin. 192 Seiten, 18 €.

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