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Karl Friedrich Schinkel schuf die Anlage von Neuhardenberg.

© Kai-Uwe Heinrich

Brandenburger Kulturfestival: Konzerte, Performances und Kino in Neuhardenberg

Das Kapital von Marxwalde: Die Stiftung Schloss Neuhardenberg wartet bei ihrem Sommerfestival mit Stars aus Klassik, Jazz und Schauspiel auf.

Janz weit draußen im Land Brandenburg, wo sich Fuchs, Hase und jede Menge Biber gute Nacht sagen, liegt das Schloss Neuhardenberg. Ein architektonisches Juwel des preußischen Klassizismus, umgeben von einem herrlichen Park. Und ein kultureller Leuchtturm, seit der Deutsche Sparkassen- und Giroverband dort das noble Ensemble betreibt. Hier wird das übliche Prinzip – die Provinz kommt in die Hauptstadt, um dort die Stars zu erleben – umgedreht: Viele Berliner gönnen sich eine Landpartie, um in Neuhardenberg Theatergranden und Top-Musiker zu erleben, die sie auch zu Hause haben könnten. Weil sie sich hier, in der entschleunigten Atmosphäre des Oderbruchs, ganz anders, intensiver auf die Darbietungen einlassen können als in ihrer urbanen Alltagshektik. So wie man das von Sommerfestivals kennt.

Nur, dass auf Schloss Neuhardenberg fast rund ums Jahr Programm angeboten wird. Sehr zur Freude auch der lokalen Kunstinteressierten übrigens, die sonst 40 Kilometer weit für ein Konzert des Staatsorchesters Frankfurt/Oder fahren müssten, 65 Kilometer zu den Uckermärkischen Bühnen Schwedt oder gleich bis nach Berlin. Am 7. Februar beginnt der Vorverkauf für die erste Jahreshälfte, die Saison startet am 16. März mit einem Monster-Wochenende, bei dem am Freitag das urkomische Ukulele Orchestra of Great Britain aufspielt, am Samstag Martina Gedeck und Corinna Harfouch aus dem Schriftstellerinnen-Briefwechsel zwischen Christa Wolf und Brigitte Reimann lesen und am Sonntag Hella von Sinnen Prokofjews „Peter und der Wolf“ neu erzählt, unterstützt von der Jazz Baltica All Star Band.

Ein Highlight ist das Konzert von Jan Lisiecki

Am Palmsonntag verkörpert Philipp Hochmair in einer wüsten Performance alle Rollen des Hoffmansthal’schen „Jedermann“, am Ostersamstag schlüpft Thomas Thieme in den Kopf von Pontius Pilatus, um den Leidensweg Jesu so zu erleben, so wie Michail Bulgakow das in „Der Meister und Margarita“ aufgeschrieben hat. Am 14. April diskutiert Tagesspiegel-Chefredakteur Stephan-Andreas Casdorff mit Rita Süssmuth und Janusz Reiter über das deutsch-polnische Verhältnis, beim „Tatort Neuhardenberg“ sind Ende Mai die TV-Ermittler Imogen Kogge, Wolfram Koch und Paquale Aleardi zu erleben. Ein Highlight dürfte das Konzert des fantastischen Pianisten Jan Lisiecki am 3. Juni werden. Zwei Wochen später präsentieren die Bratschistin Tabea Zimmermann und die Perkussionistin Ni Fan Barockes und Zeitgenössisches. Beim kulinarischen Kino unter freiem Himmel tritt am 23. Juni Singer- Songwriterin Anna Depenbusch im Vorprogramm zu Louis Malles Filmklassiker „Eine Komödie im Mai“ auf.

Am 24. Juni folgt Jazz-Altmeister Jan Garbarek, am 1. Juli wird Sophie Rois Mittelpunkt eines Abends über die britische Subkultur der 70er und 80er Jahre sein. Und weil das Dorf Neuhardenberg von 1949 bis 1990 ja zwangsweise in Marxwalde umgetauft worden war, darf eine Hommage an den Autor des „Kapitals“ zu seinem 200. Geburtstag nicht fehlen: Der Schauspieler Boris Aljinovic übernimmt die Aufgabe am 28. April, wenn er Howard Zinns Monodram „Marx in Soho“ auf die Bühne bringt, inszenatorisch unterstützt vom früheren Neuhardenberg-Generalbevollmächtigten Bernd Kauffmann.

Weitere Informationen zum Programm unter: www.schlossneuhardenberg.de

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