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Die Gächinger Kantorei.

© Holger Schneider

Brandenburgische Sommerkonzerte: Krönende Trompeten, mitreißende Spannungsbögen

Die Gächinger Kantorei beeindruckt bei den Brandenburgischen Sommerkonzerten in Jüterbog.

Zwei „Magnificat“-Vertonungen präsentieren Hans-Christoph Rademann, die Gächinger Kantorei und das Bach-Kollegium Stuttgart bei den Brandenburgischen Sommerkonzerten in Jüterbog: Vater Johann Sebastian und Sohn Carl Philipp Emanuel Bach wetteifern an orchestraler Klangpracht und virtuoser Chorbehandlung. Ganz kann der Sohn sich vom Einfluss des Vaters nicht befreien, doch zeigt er sich etwa im Fugato „Sicut erat in principio“ mit seinen klaren thematischen Akzenten über ausladender Koloratur ebenbürtig und zukunftsweisend zugleich.

In kühner Chromatik, von leuchtenden Sopranstimmen angeführt, schreiten die Harmonien im „Et misericordia“ abwärts. Und während Vater Bach zum Sturz der Mächtigen vom Thron in scharfen Punktierungen an die „Geißelarie“ aus seiner Johannespassion erinnert, erfindet der Sohn ein wunderbares, im Sechsachteltakt ebenso weich wie schmerzlich schwingendes Duett für Alt und Tenor.

Anke Vondung und Sebastian Kohlhepp ergänzen sich in schön abgestimmter Farbigkeit – noch besser kommt die Altistin in Vater Bachs melancholischer Pastorale „Esurientes impelvit bonis“ zum Zuge. Christina Landshamers Sopran überstrahlt das Solistenquartett, in dem Artu Katajas nobler Bass das Schicksal der tieferen Solostimmen teilen muss, die Kirchenakustik von St. Nicolai nicht ganz durchdringen zu können. Chor und Orchester gelingt das umso besser – großartig, wie Rademann immer wieder äußerste Transparenz erreicht, im opulenten, von Trompeten bekrönten Tuttiklang kleine Inseln für Flöten, Oboen oder Orgelpositiv schafft, ebenso mitreißende Spannungsbögen baut wie auch kleinteilig phrasierte Dialoge gestaltet.

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