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Brandenburgische Sommerkonzerte: "Spark": Bis die Locken fliegen

Engagiert, virtuos und mit radikaler Hingabe: "Spark - die klassische Band" bei den Brandenburgischen Sommerkonzerten.

Da hat die Musikhochschullandschaft ja einmal etwas sehr Interessantes hervorgebracht: Fünf Leute, die auf klassischen Instrumenten spielen und cool sind wie junge Hunde. „Spark – die klassische Band“ ist allerdings auch ein Glücksfall, die ganz große Ausnahme. Die Mitglieder der 2007 gegründeten Gruppe – Daniel Koschitzki und Andrea Ritter (Blockflöte), Stefan Glaus (Violine und Viola), Victor Plumettaz (Cello) und Mischa Cheung am Klavier – vermögen es nämlich, Neue Musik, Barockschlager und Volksmelodien zu einem fast nie kitschigen Cross-over zu mixen und dabei sogar mit den ewigen modalen Klängen und dem Beschleunigungszwang des Volksmusikantischen zu versöhnen. Sie rocken mit ordentlicher Lautstärke, geben sich ihrem Tun radikal hin, ohne als Interpreten zu verlottern, sie tragen mittelalterlich anmutenden Kram und sehen trotzdem nicht nach Mittelaltermarkt aus.

Außerdem hat man Locken im Klassikgeschäft nie rauer fliegen sehen als bei Plumettaz und Cheung, die sich beim Spielen besonders sichtbar engagieren. Übrigens sehr virtuos – Cheung steigt mit Gelassenheit auch in liszthafte Höhen hinauf, wie er überhaupt nicht nur ein Meister des Headbangings, sondern immer wieder auch der Reglosigkeit zu sein scheint, einer faszinierenden Zurschaustellung von Versenkung.

Ja, Sichtbarkeit ist tatsächlich ein Thema bei diesem para-klassischen Brandenburgischen Sommerkonzert in der Luckauer Nicolaikirche mit ihren Fresken, Wendeltreppen und Patrizierlogen. Und so treten die Mitglieder von „Spark“ natürlich nicht einfach auf, sondern kommen nach einer ausgeklügelten Choreografie im Altarraum zusammen. Gut beraten haben sie einander auch bei der Auswahl ihrer Musik, die sie zum großen Teil selbst arrangieren. Zu hören sind neben Johannes Motschmanns „Folk Tune Rhapsody“ Stücke von Lera Auerbach, Fazil Say, Michael Nyman oder Melodien aus dem „Zupfgeigenhansl“, dazwischen erklingt Bach, einmal interpretiert Ritter ein vogelleichtes Variationen-Medley aus dem 17. Jahrhundert. Die fünf haben ein exzellentes Gespür für den eigenen Ton im Weltmusikgetümmel, stoßen passgenau in jene Lücke, die gewöhnliche Bands (zu banal, zu wenig kunstfertig) und Kammermusikensembles (zu wenig sinnlich, kaum Mut zum Schund) im Musikleben gelassen haben.

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