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Kultur: Brandheiß in Brandenburg

Die Sommerkonzerte feiern in Neustadt/Dosse

Die Gründung der Brandenburgischen Sommerkonzerte vor 20 Jahren war eine glückliche Idee. Bringt das Festival doch Berliner an die schönsten Orte im Umland und ermöglichen es den dortigen Bewohnern, Konzerte mit erstklassigen Musikern zu hören. Zum Jubiläum sind dieses Jahr alle großen Brandenburger Orchester sowie Ensembles der Berliner Rundfunkorchester und -chöre GmbH mit von der Partie.

Das offizielle „Festkonzert“ mit dem Staatsorchester Frankfurt/Oder am Sonnabend im Haupt- und Landgestüt Neustadt/Dosse gerät allerdings zur Realsatire, bei der die Natur einen rauschenden Sieg über die Kultur davonträgt. Sollte es je eines Beispiels für den problematischen Charakter von Freiluftkonzerten bedürfen, hier wäre es: Das Orchesterpodium steht bei annähernd 40 Grad in der prallen Sonne. Große rote Schirme tun das, was Schirme eben tun: Sie schirmen die Hitze ab, und die Sicht auf die Musiker gleich mit. Als das Konzert schon begonnen hat, verflüssigt sich der Klebstoff eines quer über die Bühne gespannten schwarzen Lakens, das sich daraufhin Minute für Minute ein Stück weiter ablöst, bis es die Solistin Claire Huangci nahezu verdeckt.

Musiker, die grade nichts zu spielen haben, verlassen in klatschnass verschwitzen Hemden das Podium, ein Krankenwagen holt eine Violinistin mit Kreislaufkollaps ab. In der Pause rebelliert das Orchester, das Dach wird daraufhin so weit abgesenkt, dass die Musiker im Schatten spielen – und nur noch ihre Schuhe zu sehen sind. Die Technik ist bei all dem kein Freund. Die elektronische Verstärkung klingt stumpf und extrem trocken.

Die Musiker und Dirigent Kevin Griffiths geben ihr Bestes, unter diesen Bedingungen trotzdem Qualität zu bieten. Müßig zu spekulieren, ob das gemächliche, manchmal das Behäbige streifende Tempo in Beethovens drittem Klavierkonzert etwas mit der Hitze zu tun haben könnte. Claire Huangci beherrscht die Kunst, gleichsam aus dem Klanghintergrund des Orchester zu erwachsen und sich ihren Raum schrittweise zu nehmen. In Dvoraks 8. Symphonie ist dann alle Trägheit verschwunden, der Streicherstrich glasklar, markante Dynamikwechsel beleben die Aufführung. Die Technik allerdings kann in dieser Phase noch weniger überzeugen, die Bläser sind unnatürlich laut und plärrend.

Und noch etwas kommt hinzu: Brandenburg hat viele Orte von überwältigender Schönheit. Das Neustädter Gestüt, dieses Jahr erstmals dabei, gehört nicht unbedingt dazu, zumal das Konzert nicht vor der Kulisse der historischen, 222 Jahre alten Stallgebäudes erklingt, sondern vor einer belanglosen neuen Betontribüne. Doch der Sommer ist ja noch lang, die Konzertreihe endet erst im September – und mit Angermünde, Beeskow und Rheinsberg stehen noch reizvolle Städte auf der Liste. Udo Badelt

Weitere Infos unter: www.brandenburgische-sommerkonzerte.de

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