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Kultur: Breaking Bad

Dave Zeltsermans Krimi „28 Minuten“.

Das kann nicht gut gehen: Fünf Männer ohne kriminelle Erfahrung machen einen Banküberfall. Der Angriff auf die Bank gelingt, doch einer der Männer verliert die Nerven. Schüsse fallen, Blut fließt, eine Frau stirbt. Auf dem Weg zum Fluchtauto wird der Todesschütze von einem seiner Kumpanen erschossen. Das Scheitern ist kein leichtes Thema für einen Kriminalroman: Wer will auf 322 Seiten miterleben, wie Männer mittleren Alters ihr Leben ruinieren? Zumal zwei von ihnen verständliche Motive für den Überfall haben – und in der Bank nur die Schließfächer eines russischen Großkriminellen ausräumten?

Der amerikanische Autor Dave Zeltserman aber schafft es, dieses Scheitern hoch zu schreiben zu einer fast tragischen Geschichte. Es geht, na klar, um Gerechtigkeit. Die gibt es im globalisierten Amerika nicht mehr – nicht für einen Computerfachmann, Vater von zwei Kindern, verheiratet, der vor zwei Jahren seinen Job verloren hat. Er hat die Alarmanlage einer Bank geplant. Dann feuert ihn seine Sicherheitsfirma und lässt die Software von indischen Programmieren schreiben. Die sind billiger – und arbeiten fehlerhaft. Computerfachmann Dan findet durch Zufall den Programmierfehler. Und beschließt, ihn zu nutzen und in kurzer Zeit so viel Geld zu verdienen, dass er Haus und Lebensstandard halten kann, auch wenn er auf dem Arbeitsmarkt nichts mehr wert ist. Mit dem Überfall wird alles brutal eng für Dan. Seine Truppe zerfällt – mit vorgehaltener Waffe prellt Kumpel Joel die anderen um die Beute. Ein Polizist arbeitet sich in den Fall hinein, es sind der Anblick der Toten, die Bilder ihrer Ermordung auf der Überwachungskamera, die ihn treiben. Und Dans Frau fasst einen Verdacht.

Der Krimi des hierzulande noch relativ unbekannten Dave Zeltserman bekommt bald eine Dynamik, die das Leserhirn zum Sausen bringt. Der Krieg um die Beute, an dem sich auch der beraubte Russe beteiligt, verläuft so spannend wie die Ermittlung des schlaflosen Polizisten, der Dan mit einer Mischung aus Sympathie und fundamentalem Misstrauen in den Blick fasst. Beides ist nichts gegen die tektonische Spannung, die sich zwischen Dan und seiner Frau aufbaut. Gerechtigkeit? Wen interessiert Gerechtigkeit, wenn sich vor einem die Erde auftut? Werner van Bebber

Dave Zeltserman: 28 Minuten. Roman. Aus dem Amerikanischen von Ulrich

Hoffmann. Suhrkamp

Verlag, Berlin 2011.

322 Seiten, 9,95 €.

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