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Dwayne Johnson gibt den Mythenhelden.

©  Paramount / Kerry Brown

Brett Ratners Heldensaga „Hercules“: Halbgötter sind auch nur Menschen

Beim neuen „Hercules“-Film von Brett Ratner erwartet man einen weiteren Sandalenschinken mit ausgemusterten Hollywood-Größen. Dabei kommt das Heldenepos erfreulich selbstironisch daher.

Von Jörg Wunder

Ein Film über den griechischen Sagenhelden Hercules, mit dem menschgewordenen Bizeps Dwayne „The Rock“ Johnson in der Hauptrolle – was kann dabei schon rauskommen? Bestimmt noch ein unterbelichteter Sandalenschinken mit ausgemusterten Hollywood-Größen in den Nebenrollen und hirnerweichenden Kämpfen gegen Monster aus der Pixelschmiede. So was lief ja in den letzten Jahren nicht schlecht, siehe „Kampf der Titanen“ und „Zorn der Titanen“ mit „Avatar“-Star Sam Worthington.

Entsprechend geht’s auch los: Hercules gegen den nemëischen Löwen, Hercules gegen den erymanthischen Eber, Hercules gegen die neunköpfige Hydra, aber alles im tricktechnisch schludrigen Schnelldurchlauf und mit einer leicht panischen Erzählerstimme unterlegt. Die gehört Iolaos (Reece Ritchie), einem Neffen des Titelhelden, der sich gerade in den Händen einer üblen Piratenbande befindet und seine Peiniger mit den Heldengeschichten seines mutmaßlichen Retters zu ängstigen sucht. Onkel Herc kommt dann auch, aber nicht allein, sondern im kampferprobten Team mit einer Handvoll erlesener Waffengefährten.

Hercules und sein Trauma

Denn der vermeintliche Zeussohn und Halbgott ist eigentlich nur ein gewaltig starker, aber sehr menschlicher Krieger, der ein schweres familiäres Trauma mit sich herumschleppt. Die Verbreitung seiner propagandistisch ausgeschmückten Heldentaten dient einem Ziel: Aufträge für die schlagkräftige Söldnertruppe zu akquirieren. Ein besonders lukrativer Job winkt, als der thrakische König Cotys (John Hurt) Hercules anheuert, um einen Aufstand niederzuschlagen. Doch der alte Zausel erweist sich als machtlüsterner Intrigant, weshalb sich Hercules und seine Getreuen im Finale der genreüblichen Übermacht feindlicher Heerscharen gegenübersehen.

Mit dem ermüdenden Gemetzel büßt das Werk des Actionspezialisten Brett Ratner („Rush Hour“, „X-Men 3“) einiges von dem Charme ein, der in der ersten Filmhälfte durch die schauspielerisch solide und in den scharfzüngigen Dialogen erfreulich selbstironische Mythendekonstruktion aufgebaut wurde. Also doch keine antike Version von John Fords „Der Mann, der Liberty Valance erschoss“. Im Sandalenfilmvergleich erreicht „Hercules“ weder die Virtuosität von „300“ noch die Wucht von „Gladiator“, sticht als unterhaltsame Genrevariation neuere Konkurrenz wie „Pompeji“ oder den unsäglichen „The Legend of Hercules“ aber locker aus.

In 18 Berliner Kinos

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