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Kultur: Brillant unterhaltsam

SACHBUCH

Potatoes, Tomatoes, either, neither: Die richtige Aussprache hat nicht nur Harry und Sally entzweit. Ob sich ein Absolvent D.Phil oder Ph.D. nennt, ob man Encyclopaedia oder Encyclopedia schreibt, ob Magdalen College oder Magdalene, ob man den Punt, den Stocherkahn, Bug oder Heck voran bedient: Unterschiede, die zwischen Cam und Themse die Welt bedeuten. „Oxbridge“, der von William Thackerey erfundene Kunstbegriff für das britische Elite-Bildungsuniversum (die Variante „Camford“ setzte sich nicht durch) bezeichnet eine künstliche Einheit, die die Konkurrenz schwer verdeckt. Dass Cambridge 1209 als Ableger Oxfords entstand, ist ein Geburtsfehler, der „der Welt die schönsten Schaukämpfe bescherte“.

Denn „Oxford for arts, Cambridge for science“ ist längst nicht mehr die Formel, mit der sich die beiden trennen lassen. Das von Peter Sager gezeichnete Bild eines exzentrischen Oxford und eines protestantisch-nüchternen Cambridge schon eher. „Oxford & Cambridge. Eine Kulturgeschichte“ hat der „Zeit“-Autor seine England-Recherche genannt, die gestern in der Britischen Botschaft in Berlin vorgestellt wurde. In brillant unterhaltsamer Manier springt Sager von Anekdote zu Anekdote, spannt einen Bildungsbogen vom mittelalterlichen Universitätsbetrieb („die lateinische Sprache war das Internet der europäischen Scholaren“) bis zu jüngsten Kinoerzeugnissen wie Harry Potter und zeichnet ganz nebenbei ein grandioses Who is who des britischen Geisteslebens (Verlag Schöffling & Co, Frankfurt/Main 2003, 438 Seiten, 34,90 €).

Christina Tilmann

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