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BRIT POPArt Brut: We are Hamburg School

„Der kann ja gar nicht singen“, lautet oft der Kommentar von Leuten, die zum ersten Mal mit Eddie Argos’ eigenwilligem Sprechgesang konfrontiert werden. Nö, nicht wirklich.

„Der kann ja gar nicht singen“, lautet oft der Kommentar von Leuten, die zum ersten Mal mit Eddie Argos’ eigenwilligem Sprechgesang konfrontiert werden. Nö, nicht wirklich. Aber abgesehen davon, dass in der britischen Popmusik auch charismatische Nichtsänger wie Mark E. Smith, Ian Dury oder in jüngerer Zeit Mike Skinner und Jamie T. immer wieder für Furore sorgen, ist bei den Songs von Art Brut das „Was“ mindestens genauso wichtig wie das „Wie“.

Schon auf ihrem Debütalbum „Bang Bang Rock & Roll“ wichen Argos’ Texte vom klassischen Boy- meets-Girl-Schema beträchtlich ab und thematisierten die eigene Pop-Initiation („Formed a Band“), den Musikgeschmack des kleinen Bruders („My little Brother“) oder die unerfüllte Sehnsucht, in „Top of the Pops“ aufzutreten – die britische Musik-TV-Institution wurde just in dem Moment eingestellt, als Art Brut berühmt genug gewesen wären.

Der selbstreferenzielle Ansatz wurde für die zweite Platte noch ausgebaut. Auf „It’s a bit complicated“ werden diverse Pop-Metaebenen erklommen. Am schönsten vielleicht in „St. Pauli“, in dem Eddie Argos (Foto, Mitte) mit krautigem Akzent „Punk Rock ist nicht tot“ und „We are Hamburg School“ deklamiert. Nicht unpassend: Manchmal klingen Art Brut wie eine humorvolle Antwort auf die frühen Blumfeld. Zum Glück spielt das Quintett aus dem Londoner Süden ausschließlich mitreißend propellernde Britpop-Hymnen, die in ihrer ungestümen Gitarrenbrachialität jeden Vorwurf, dies sei selbstverliebtes Schlaumeiertum, beiseite fegen. Live gibt es sowieso kein Halten: Eddie Argos lebt seinen Traum vom Popstar-Dasein mit existenzieller Hingabe – als klassische Rampensau. Jörg Wunder

Lido, Sa 29.9., 21 Uhr, 20 € + VVK

Jörg W, er

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