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Kultur: Brooklyn-Blues

Hazmat Modine beim Berliner Jazzfest

Es war anders. Noch vor zwei Jahren hätte das Publikum bei der Erwähnung von New Orleans mit Solidaritätsbekundungen reagiert. Jetzt blieb es seltsam ruhig, als seien die Spätfolgen des Hurrikans Katrina zu weit weg von dem ins Halbdunkel getauchten Saal des zum Jazzfest ausverkauften Festspielhauses. Mit dem Auftritt der gefeierten New Yorker Band Hazmat Modine aus Brooklyn, kam ein Stück amerikanische Wirklichkeit nach Berlin. Sänger Wade Schumann eröffnete das Konzert mit einem mehrminütigen Mundharmonikasolo, dass tief zu den Wurzeln des Blues hinabstieß, in Südstaatensümpfe, Baumwollfelder und Schienengeräusche verschlossener Güterzüge. Dunkel, kratzig, später vermischt mit Klarinettenklängen jüdischer Hochzeitsmusik und arabischen Melodien. Schuman ist ein Sammler. Von Mundharmonikas, von vergessenen Instrumenten wie der Klaviola und Klängen des frühen 20. Jahrhunderts. In seiner achtköpfigen Band spielt auch Tuba-Virtuose Joe Daley, der leider auch während seines Solos kaum zu hören ist.

Die Szene jüdischer Musiker, die sich von Downtown/Manhattan nach Brooklyn verlagert hat, hat in kleinen Clubs wie dem Barbès ein neues, politisch engagiertes Kraftfeld geschaffen. Der arabisch anmutende Bandname Hazmat, bezieht sich auf eine Abkürzung für amerikanische Schutzanzüge gegen Feuer und biologische Kriegswaffen. „Bahamut“ heißt ihre im Mai erschienene Debüt-CD. Sie erzählt die arabische Legende von dem wundersamen Fisch Bahamut, der das gesamte Gebäude der Welt auf seinem Rücken trägt. Darunter endlose Tiefe, lichtlos und schwarz. Maxi Sickert

Maxi Sickert

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