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Kultur: BSE: "Die Antragsflut für die Putenzucht macht uns Sorgen" - Bärbel Höhn setzt sich für Antibiotika-Verbot im Stall ein

Bärbel Höhn (49) ist Landwirtschafts- und Umweltministerin in Nordrhein-Westfalen und Mitglied der Grünen. Werden Verbraucher vor dem Rinderwahn ausreichend geschützt?

Bärbel Höhn (49) ist Landwirtschafts- und Umweltministerin in Nordrhein-Westfalen und Mitglied der Grünen.

Werden Verbraucher vor dem Rinderwahn ausreichend geschützt?

In Deutschland halte ich die Sicherheitsmaßnahmen für ganz gut. Wir haben ein EU-weites Verbot von Risikomaterial - also Rückenmark und Hirn -, haben BSE-Schnelltests, das Verbot von Tiermehl und den Herkunftsnachweis für Rindfleisch eingeführt. Und wir drängen auf ein EU-weites Verbot von Tierfetten, weil wir vermuten, dass über Tierfette in Milchaustauschern BSE übertragen werden kann.

Trotzdem wurde Risikomaterial exportiert.

Mit der bisher üblichen Schlachttechnik haben wir einige wenige Fälle gefunden, bei denen das Risikomaterial nicht vollständig entfernt wurde. Besser ist ein Verfahren, bei dem die Wirbelsäule komplett herausgetrennt wird. Momentan versuchen wir das Problen über Mehrfachkontrollen in den Griff zu bekommen.

Viele Verbraucher sind auf Putenfleisch als Ersatz umgestiegen.

Zum Thema Rückblick: Der Beginn der BSE-Krise in Deutschland Den Umstieg auf Geflügel sehe ich auch durchaus mit Sorge, weil gerade dort sehr viel intensive Massentierhaltung praktiziert wird. Bei der Puten- und Geflügelmast trifft die Bezeichnung des Kanzlers von den Agrarfabriken noch am ehesten zu. Ich habe vor zwei Jahren ein Urteil gegen Batteriekäfighaltung errungen. Daraus leiten wir ab, dass nicht nur die Verordnung zur Hennenhaltung und Schweinehaltung geändert werden muss, sondern wir wollen auch eine Verordnung zur Putenhaltung einführen.

Was soll in dieser Verordnung stehen?

Wir müssen vom Einsatz von Medikamenten, ohne dass die Tiere krank sind, wegkommen. Außerdem brauchen Puten mehr Platz und Licht und müssn sich artgerecht bewegen können. Sorgen macht mir die Antragsflut auf große Ställe für die Putenzucht. Wir dürfen in diesem Bereich nicht eine Landwirtschaft aufbauen, die gerade durch die BSE-Krise in Frage gestellt worden ist.

Was passiert mit schon gestellten Anträgen?

Wir versuchen den Auswüchsen schon jetzt einen Riegel vorschieben. Mastbetriebe gelten nur noch dann als landwirtschaftliche Betriebe, wenn mehr als die Hälfte des Futters auf eigenen Flächen angebaut wird.

Wird der Einsatz von Antibiotika bei der Schweine- und Putenzucht bald verboten?

Wir wollen eine Verbesserung erreichen. Wir haben erreicht, dass vier der bisher in der Schweinemast als Futtermittelzusatzstoffe verabreichten Antibiotika in der EU verboten wurden. Das geht zum Großteil auf die Initiative von NRW zurück.

Andere EU-Länder sind da schon weiter.

Das Beispiel Dänemark zeigt, dass eine freiwillige Selbstverpflichtung weiterhilft. Dort wird auf den vorbeugenden Einsatz von Tierarzneimitteln verzichtet. Trotzdem gehört Dänemark zu den Weltmarktführern beim Schweinefleisch. Es kann also auch keine Rede davon sein, dass das eine Wettbewerbsverzerrung wäre, wenn wir das auch einführen.

Wie lassen sich in Zukunft böse Überraschungen wie BSE verhindern?

Wir müssen auf alle Fälle aus der Krise lernen: Wir dürfen die Fehler, die in Großbritannien bezüglich BSE gemacht worden sind, nicht anderswo wiederholen.

Werden Verbraucher vor dem Rinderwahn ausreichend

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