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Heidi Kabel.

© dpa

Bühne: Heidi Kabel ist tot

Die am Hamburger Ohnsorg Theater populär gewordene Volksschauspielerin Heidi Kabel ist tot. Mehr als 65 Jahre stand Hamburgs berühmteste "Deern" auf der Bühne. Heidi Kabel wurde 95 Jahre alt.

Heidi Kabel sei am Dienstag friedlich eingeschlafen, sagte der Intendant des Ohnsorg Theaters, Christian Seeler. Kabel lebte zuletzt in einem Altenstift.

Jahrzehntelang war sie der Star des niederdeutschen Ohnsorg-Theaters, dessen Produktionen seit 1954 bundesweit im Fernsehen zu sehen waren. In mehr als 65 Jahren stand sie in weit über 160 plattdeutschen Stücken auf der Bühne. Sie überzeugte mit Mutterwitz und Menschenkenntnis in allen großen Frauenrollen des deutschen Volkstheaters und machte das Plattdeutsche weit über den Norden hinaus theaterfähig.

"Es gibt nur wenige Menschen, die in ganz Deutschland quer durch alle Generationen so populär waren wie Heidi Kabel", schrieb das Ohnsorg-Theater am Dienstag. "Das Ohnsorg-Theater trauert um eine großartige Schauspielerin, um eine wunderbare Kollegin und um einen einzigartigen Menschen."

Heidi Kabel war zweifellos Hamburgs berühmteste "Deern". Sie begeisterte das Fernseh- und Theaterpublikum als tratschsüchtige Nachbarsfrau, keifender Hausdrachen, bauernschlaue Mutter oder schrullige Alte. An der Seite des unvergessenen Henry Vahl garantierte die Kabel jahrelang ein volles Haus. 1937 heiratete sie Hans Mahler, der Ende der 40er Jahre Ohnsorg-Chef wurde. Tochter Heidi Mahler begann ihre Karriere in den 60er Jahren ebenfalls dort und spielte oft neben ihrer Mutter.

Nachdem Heidi Kabel 1984 nach Auseinandersetzungen mit dem damaligen Direktor Günther Siegmund als festes Ensemblemitglied aus dem Ohnsorg-Theater ausschied, war sie häufig in TV-Serien zu sehen. Dazu gehörten Filme wie "Kleinstadtbahnhof", "Tante Tilly" oder "Campingpark". Ein letztes Mal stand sie 2006 gemeinsam mit ihrer Tochter Heidi Mahler in einer kleinen Rolle in dem Film "Mississippi darf nicht sterben" des Regisseurs Detlev Buck vor der Kamera.

Ein Naturtalent

Heidi Kabel kam eigentlich fast aus Versehen zur "Niederdeutschen Bühne", wie das Theater damals noch hieß. 1932 begleitete sie eine Freundin beim Vorsprechen bei Richard Ohnsorg. Der wurde auf sie aufmerksam und engagierte sie vom Fleck weg. Sie galt als Naturtalent, obwohl sie später noch Schauspielunterricht nahm.

Als Heidi Kabel am Abend des 23. März 1970 in der Komödie "Suuregurkentied" auf der Bühne stand, überbrachte man ihr die Nachricht vom Tod ihres Mannes. Sie lehnte es ab, die Vorstellung abzubrechen und spielte noch den dritten und letzten Akt zu Ende. Disziplin galt als eine ihrer besonderen Eigenschaften, aber auch Dickköpfigkeit und Schlagfertigkeit.

Die Schauspielerin, die sich aktiv für Asylbewerber und Obdachlose engagierte, nahm 1998 ihren Abschied von der Bühne. Am Silvesterabend stand sie mit 84 Jahren in einer Doppelrolle in dem Lustspiel "Mein ehrlicher Tag" ein letztes Mal vor ihrem Ohnsorg-Publikum. Einen öffentlichen Auftritt vor großem Publikum hatte sie nochmals 2004, als sie in Hamburg den Bambi für ihr Lebenswerk entgegennahm.

Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust (CDU) würdigte Kabel als echte Hanseatin. "Heidi Kabel gehörte zu Hamburg wie der Michel", erklärte Beust. "Zu Recht als die große deutsche Volksschauspielerin gefeiert, eroberte sie mit Witz, Geradlinigkeit und Herzenswärme die Zuschauer im Sturm." Sie sei in ihren Rollen wie im wahren Leben immer hanseatisch, bodenständig und ehrlich gewesen - "eben eine echte Hamburger Deern!". (dpa/AFP)

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