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Andreas Schmidt: Sei ein Löwe

"Zebramütter": Vier Frauen gehen am Kottbusser Tor auf Streife um ihre Kinder vor den Dealern und Junkies zu schützen. Eine feministisch gefärbte Bürgerwehr-Story mit dem Finger am Zeitnerv.

Ein Löwe, so geht die Geschichte, riss einst ein Zebrafohlen. Woraufhin die Zebramutter in rasendem Zorn über sich selbst hinauswuchs und den Löwen nicht nur in die Flucht schlug, sondern ihn verfolgte und blutig biss. In einer ganz ähnlichen Rolle sehen sich die vier Frauen, die in Andreas Schmidts jüngstem Stück „Zebramütter“ auf Streife gehen, um ihre Kinder vor den Dealern und Junkies rund ums Kottbusser Tor zu schützen. Regisseur Schmidt ist als Schauspieler in Filmen wie „Linie 1“ und „Sommer vorm Balkon“ bekannt geworden und wurde gerade für seinen Auftritt in „Fleisch ist mein Gemüse“ für den Deutschen Filmpreis nominiert.

Sein Stück an der Vaganten Bühne hat er gemeinsam mit den vier Schauspielerinnen entwickelt. Die feministisch gefärbte Bürgerwehr-Story trifft einen tagesaktuellen Nerv, platzt mitten in die Diskussionen um Fixerstuben, Anwohnerproteste und probates Quartiersmanagement rund ums Zentrum Kreuzberg. Elizabeth Blonzen, Anna Böttcher, Nermin Çelik und Hürdem Riethmüller diskutieren da als Stellvertreterinnen eines kommunalpolitischen Dauerkonflikts über die Frage, ob der Schmutz zugleich den Charme des Multikulti-Kiezes ausmache und ob mit dem Dreck auch die Freiheit schwinden würde, ohne indes, keine Überraschung, letztgültige Antworten zu finden.

Im Bühnenbild von Anja Wegener, das mit Versatzstücken des Kottbusser Tors spielt und düstere U-Bahn-Atmosphäre beschwört, erzählen die Frauen in kurzen, schlaglichtartigen Szenen von Gründungseuphorie und Zerreißproben des Anti-Dealer-Vereins, und weil ja auch das Private als politisch zu gelten hat, dichten sie noch ein paar recht vage biografische Stränge hinzu. Dem Team gelingt ein energetischer Abend, der mit den Mitteln der Kunst eine verkrampfte Debatte belebt. Patrick Wildermann

Vaganten Bühne, Kantstr. 12a, wieder heute und Sonntag sowie vom 21. bis 24. April, 20 Uhr.

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