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Betrug: Skandal erschüttert die Osterfestspiele in Salzburg

Krimi um Michael Dewitte: Der langjährige Chef der Salzburger Osterfestspiele soll sechsstellige Euro-Beträge in die eigene Tasche geschleust haben.

Wenn am 27. März die diesjährigen Salzburger Osterfestspiele der Berliner Philharmoniker starten, steht Richard Wagners „Götterdämmerung“ auf dem Programm. Der Skandal um Michael Dewitte, den nach 12 Dienstjahren fristlos entlassenen Geschäftsführer des noblen Festivals, der die Klassikwelt derzeit in Atem hält, wirkt da wie ein groteskes Vorspiel zu dem Weltuntergangs-Musikdrama. Denn ganz offensichtlich fühlte sich Dewitte selber wie ein allmächtiger Gott: Rund 650 000 Euro soll er sich in die eigene Tasche bezahlt haben, wie der Anwalt der Berliner Philharmoniker, Peter Raue, nun öffentlich machte: „Hinzu kommt eine lange Reihe von nicht nachvollziehbaren Ausgaben. Da gibt es Hotelrechnungen von 650 Euro pro Nacht oder Taxirechnungen zum Salzburger Flughafen in der Höhe von 585 Euro. Und das bei einem Jahresgehalt von 117 000 Euro plus dem Gehalt für Dewittes Frau in Höhe von 45 000 Euro – wobei kein Mensch weiß, für welche Leistung diese Frau bezahlt wurde.“

Dass die Unregelmäßigkeiten erst im Dezember 2009 bekannt wurden, erklärt Raue, der inzwischen als interimistischer Geschäftsführer der Osterfestspiele fungiert, mit einem „geschlossenen System der Scheinkontrolle“, das Dewitte zusammen mit einem Salzburger Anwalt aufgebaut habe. So konnten die Gesellschafter getäuscht werden. Auch mit den Salzburger Sommerfestspielen soll Dewitte falsch abgerechnet haben. Deren technischer Direktor wurde ebenfalls fristlos gekündigt. Es geht um eine Summe von 1,2 Millionen Euro.

Als die Berliner Philharmoniker Ende vergangenen Jahres erwogen, die 1967 von Herbert von Karajan gegründeten Osterfestspiele aus finanziellen Erwägungen aufzugeben, kam bei der Durchsicht der Bücher ein erster Verdacht auf. Eine Wirtschaftsprüfung brachte dann die hässlichen Details ans Licht – wobei für Michael Dewitte, der alle Vorwürfe zurückweist, weiterhin die Unschuldvermutung gilt.

Der 1966 in Brügge geborene Kulturmanager galt bislang als treuer Vasall der Philharmoniker: Bevor er 1998 Geschäftsführer der Osterfestspiele wurde, hatte er zwei Jahre als Assistent des damaligen Chefdirigenten Claudio Abbado in Berlin gearbeitet. F. H.

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