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Peter Zadek gestorben

© dpa

Großer Theatermacher: Peter Zadek ist tot

Einer der bedeutendsten und einflussreichsten Regisseure des deutschsprachigen Theaters der Nachkriegszeit ist tot. Der große deutsche Theatermacher Peter Zadek starb in der Nacht zum Donnerstag in Hamburg im Alter von 83 Jahren nach langer schwerer Krankheit.

Als unerschrockener Provokateur des bürgerlichen Bildungstheaters prägte er ein halbes Jahrhundert das Bild der deutschen Theaterlandschaft, viele bescheinigten ihm auch, er habe Welttheater gemacht.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hat den Tod des Regisseurs Peter Zadek als "einen großen Verlust für die internationale Theaterwelt und für das Kulturleben seiner Heimatstadt Berlin" bezeichnet. Zadek sei an den großen Bühnen Europas zu Hause gewesen, und doch sei er immer wieder auch in Berlin präsent gewesen. Er gehörte Anfang der 90er Jahre auch zum Leitungsteam des Berliner Ensembles. "Seine Verbundenheit mit Berlin ist umso höher zu schätzen, als er 1933 mit seiner Familie aus unserer Stadt emigrieren musste", sagte Wowereit.

Zadek hatte vor allem mit seinen Shakespeare-Inszenierungen Aufsehen erregt und feierte dabei mit Schauspielern wie Ulrich Wildgruber, Gert Voss, Eva Mattes und Angela Winkler Triumphe. Zu seinen berühmtesten Inszenierungen gehören Shakespeares „Othello“ mit Wildgruber 1976 am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg oder das Holocaust-Stück „Ghetto“ von Joshua Sobol mit Ulrich Tukur 1984 (Hamburg/Berlin).

Am meisten beschäftigt hat den Theatermann die Figur des Shylock in Shakespeares „Kaufmann von Venedig“. Als Schauspieldirektor beziehungsweise Intendant war der lange auch in Italien lebende Zadek in Bremen, Bochum, Hamburg und Berlin tätig.

Im Frühjahr 2007 zerschlug sich aus gesundheitlichen Gründen sein Traum von einer eigenen „Shakespeare-Company“. Noch einmal trumpfte der große alte Mann des deutschen Theaters aber 2008 am Hamburger St.Pauli-Theater mit Luigi Pirandellos Parabel „Nackt“ und Anfang Februar 2009 mit George Bernard Shaws Komödie „Major Barbara“ mit einem hochkarätigem Ensemble wie Julia Jentsch, August Diehl und Jutta Lampe in Zürich auf. Die Zürcher Inszenierung war wegen seiner Krankheit bereits verschoben worden.

Die Karriere des am 19. Mai 1926 in Berlin geborenen Sohns jüdischer Eltern hatte in England begonnen, wohin seine Familie 1933 emigriert war. Ab 1958 profilierte sich der Regisseur in seinem Heimatland zunächst in Ulm und Bremen an der Seite seiner Mentoren Kurt Hübner und Ivan Nagel, wo er zusammen mit den anderen „jungen Wilden“ des deutschen Nachkriegstheaters wie Peter Stein, Rainer Werner Fassbinder und Peter Palitzsch den „Bremer Stil“ als neue, rebellische Bühnenform kreierte. Sie sollte Theatergeschichte schreiben und für andere Bühnen der Republik prägend werden. (Tso/jg/dpa)

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