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© EFE

Solomon Burke: König des Rock’ n’ Soul

Solomon Burke im Berliner Kesselhaus: Jahrzehntelang ist der Bischof und Bestattungsunternehmer Burke aus Philadelphia fast nur noch in seiner Kirche aufgetreten, bevor er 2002 mit dem Grammy-Album „Don’t Give Up On Me“ ins Rampenlicht zurückkehrte.

„Solomon Burke ist für die Soulmusik, was Rolls Royce für die Automobil-Industrie ist: eins der klassischen Originale, größer als die meisten, langlebiger, strapazierfähiger, besser ausgestattet, massenweise Stil, und er kommt nicht billig. Eins jedoch, er läuft nicht so leise. Er schnurrt, wenn er auf Touren kommt, aber wenn er das Gaspedal durchdrückt, dann hört man ihn noch einige Blocks entfernt.“ Was der britische Soul-Experte Cliff White 1975 geschrieben hat, gilt noch heute, auch wenn der 69-jährige Sänger mit dem mächtigen Gürtelumfang im Berliner Kesselhaus im Rollstuhl auf die Bühne gefahren wird, bevor man ihn im Glitzeranzug auf seinen goldenen Thron hievt.

Schon dieser würdevolle Moment verdeutlicht das Besondere eines Solomon-Burke-Konzerts. Die Gnade, diesen Jahrhundertmusiker noch einmal erleben zu dürfen und seiner Aura teilhaftig zu werden, wenn er als einer der letzten Überlebenden der goldenen Soul-Ära schweißgebadet die Figur des von Emotion zerrissenen Sängers verkörpert. Jahrzehntelang ist der Bischof und Bestattungsunternehmer Burke aus Philadelphia fast nur noch in seiner Kirche aufgetreten, bevor er 2002 mit dem Grammy-Album „Don’t Give Up On Me“ ins Rampenlicht zurückkehrte. Seitdem präsentiert er sich mit Blues-durchtränkten Country-Soul-Balladen als Gralshüter einer Musik, die wie eine Antithese zum plastifizierten Rhythm & Blues der Gegenwart wirkt.

Flankiert von einer 13-köpfigen Band mit Bläsern, Streichern und Tochter sowie Enkelin aus seiner Großfamilie (21 Kinder, angeblich über 90 Enkel) als Backgroundsängerinnen, erhebt er seine voluminöse Baritonstimme und geht dabei mit jeder Note so zärtlich um, als könnte sie unter einem falschen Zungenschlag zerbrechen. So schön, warm und innig, dass man glaubt, einen unverstellten Blick in die Seele eines Menschen zu werfen. Bis nach zwei Stunden sein spiritueller Partykracher „Everybody Needs Somebody To Love“ nahtlos in „When The Saints Go Marching In“ übergeht, während der König des Rock’n’Soul unter dem Jubel des Publikums von der Bühne gefahren wird. Nicht unbedingt der neueste Ansatz, aber als Finale geht sowas mitten ins Herz. Volker Lüke

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