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Theater: Der Regisseur Jürgen Gosch ist tot

Jürgen Gosch war einer der wichtigsten zeitgenössischen Theaterregisseure. Er erlag seinem Krebsleiden.

In der Nacht zum Donnerstag starb er im Alter von 65 Jahren in seiner Berliner Wohnung an den Folgen seiner schweren Krebserkrankung. Dies teilte das Berliner Ensemble mit. Gosch galt als einer der bedeutendsten deutschsprachigen Theaterregisseure der Gegenwart.

Eine seiner letzten umjubelten Inszenierungen war Anton Tschechows Möwe mit dem Ensemble des Deutschen Theaters, das ihm noch zu Lebzeiten die Ehrenmitgliedschaft verliehen hat. Krankheitsbedingt hatte Gosch in den zurückliegenden Monaten einige Regiearbeiten absagen müssen, so Mitte Dezember 2008 für die Oper Carmen an der Deutschen Oper in Berlin.

"Die deutsche Theaterwelt, das europäische Theater, trauert um einen großen Regisseur", betonte das von Claus Peymann geleitete Berliner Ensemble in einem ersten Nachruf. Voller Hoffnung habe Gosch bis zuletzt für seine Neuinszenierung der Bacchen des Euripides in einer Fassung von Roland Schimmelpfennig probiert, die am 16. Juli bei den Salzburger Festspielen und am 10. September am Berliner Ensemble auf die Bühne kommen sollte. "Gosch war ein im Theater selten anzutreffender, feiner Gentleman und zugleich ein Probenzauberer, der seine Spieler auf bisher ungesehene Weise zu ihrem eignen Selbst verführte", betonte Peymann.

Jürgen Gosch galt in der deutschen Theaterlandschaft als Ausnahmeregisseur. Für seine Regiearbeiten wurde er mehrfach ausgezeichnet. Ende April 2009 feierte ihn das Publikum bei der Premiere seiner Inszenierung von Roland Schimmelpfennigs Idomeneus im Deutschen Theater Berlin. Gosch saß da bereits im Rollstuhl. Beim Theatertreffen deutschsprachiger Bühnen in Berlin, zu dem er im Mai 2009 mit zwei Inszenierungen eingeladen worden war, erhielt er den Theaterpreis Berlin.

Seine künstlerische Laufbahn begann Anfang der sechziger Jahre mit dem Studium an der (Ost-)Berliner Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch. Nach verschiedenen Engagements als Schauspieler und ersten Regiearbeiten in Potsdam etablierte er sich an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz im Osten Berlins. Als dort 1978 seine Inszenierung von Büchners Leonce und Lena aus politischen Gründen
abgesetzt wurde, übersiedelte der gebürtige Chemnitzer nach Westdeutschland.

Für seine Inszenierung der Sommergäste von Maxim Gorki am Düsseldorfer Schauspielhaus wählte ihn das Theatermagazin Theater
heute
zum Regisseur des Jahres 2004. Zur Inszenierung des Jahres 2008 wurde Goschs Version von Tschechows Onkel Wanja am Deutschen Theater Berlin gekürt.

ZEIT ONLINE, sp, dpa

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