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Für alteingesessene West-Berliner eine Institution: Die Komödie im Karree am Kudamm.

© dapd

Bürgerentscheid: Initiative will die Kudamm-Bühnen retten

Die Bürger von Charlottenburg-Wilmersdorf stimmen am Sonntag über den Erhalt der beiden historischen Kudamm-Bühnen ab. Initiiert wurde der Bürgerentscheid vom Verein "Rettet die Kudamm-Bühnen". Sein Erfolg bleibt fraglich.

Wo heute noch die beiden traditionsreichen Theater am Kurfürstendamm zu Hause sind, soll ein moderner Gebäudekomplex entstehen. Und eigentlich kann nichts den irischen Investor Ballymore davon abhalten, seine Pläne umzusetzen. Denn egal wie der Bürgerentscheid ausfällt: Er ist für den Privatinvestor nicht bindend. Auf seinem Grundstück kann er bauen was er will. Geplant ist ein Einkaufszentrum. Die Entwürfe dazu stammen vom Architekten David Chipperfield. Als Ersatz für die beiden historischen Bühnen sieht der irische Investor Ballymore eine Bühne im Dachgeschoss des Gebäudekomplexes vor - ein Zugeständnis an die Betreiber der Theater. Sowohl der Berliner Senat als auch der Betreiber des Theaters, Martin Woelffer, hatten sich mehrfach gegen den nun anstehenden Bürgerentscheid ausgesprochen. Der Zwangserhalt beider Bühnen könnte das Engagement von Ballymore gefährden, wird befürchtet. Doch der Initiative "Rettet die Kudamm-Bühnen" geht es vor allem darum, mit dem Bürgerentscheid ein Zeichen zu setzen. Initiator Ofried Laur dazu am Freitag: „Er soll ein erhobener Zeigefinger sein, dass die Bürger den Erhalt der beiden historischen Bühnen fordern.“

An dem regional begrenzten Entscheid dürfen nur Stimmberechtigte des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf teilnehmen. Wahlberechtigt sind derzeit laut Abstimmungsleiter Wolfgang Schulz 241.686 Bürger. Für die Auszählung zugrunde gelegt wird allerdings die Zahl der Stimmberechtigten zur Bezirksverordnetenversammlung 2006. Demnach müssen mindestens 15 Prozent von 237.918 Bürgern an der Abstimmung teilnehmen, das sind 35.686 Bürger. Von ihnen wiederum muss knapp mehr als die Hälfte für den Erhalt stimmen (mindestens 50,01 Prozent). Wenn weniger als 15 Prozent zur Abstimmung kommen, sind alle Ja-Stimmen, egal wie viel, ungültig. Um ihrem Votum Nachdruck zu verleihen, planen die Mitglieder der Initiative bereits im Falle des Erfolgs eine Schutzwache. „Wir werden weiter mit demokratischen Mitteln versuchen, den Abriss zu verhindern“, sagte Theaterclub-Chef Laur.

Briefwahl-Unterlagen dürfen bis kurz vor Schließung aller Wahllokale in dafür bestimmte Briefkästen eingeworfen werden. Bis Freitagnachmittag wurden nach Angaben des Bezirksamtes 9400 Briefwahl-Unterlagen von der Behörde ausgestellt. Die Wahllokale haben von 8 bis 18 Uhr geöffnet.
Das Theater und die Komödie am Kurfürstendamm wurden von Max Reinhardt gegründet und haben eine fast 90-jährige Geschichte. Vor allem den alteingesessenen West-Berlinern dürfte der Verlust der beiden Theater auffallen. Die Entwürfe für die Gebäude stammen von Oskar Kaufmann, der Anfang des 20. Jahrhunderts zahlreiche Theater in Berlin entwarf, darunter das Hebbeltheater und den Umbau des Renaissancetheaters. In den 1970er Jahren wurden die Bühnen in das neu errichtete Kudamm Karree integriert. (dapd/dpa)

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