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Kultur: Bummler und Sammler

Wenn er schreibt, hat Qassim Haddad einmal erklärt, legt er eine Karte vor sich auf den Tisch – und beachtet sie fortan nicht mehr. Denn, was er dann schreibt, hat nichts mit der Karte und ihren Wegen zu tun.

Wenn er schreibt, hat Qassim Haddad einmal erklärt, legt er eine Karte vor sich auf den Tisch – und beachtet sie fortan nicht mehr. Denn, was er dann schreibt, hat nichts mit der Karte und ihren Wegen zu tun. Fünf Jahre hat der aus Bahrain stammende Schriftsteller im Gefängnis gesessen. Weil er sich in den siebziger Jahren, nach der Unabhängigkeit seines Landes, gegen traditionelle Autoritäten und für eine liberale Gesellschaft eingesetzt hat. Heute gehört der Gründer des Schriftstellerverbandes von Bahrain und Zeitschriftenherausgeber zu den populärsten Dichtern der Golfregion. Als solcher nimmt er auf dem „Westöstlichen Diwan“ Platz. Bei der von den Berliner Festspielen getragenen Institution treffen sich nun schon zum achten Mal Schriftsteller aus Deutschland und arabischen Ländern, der Türkei oder dem Iran. Am Ende soll ein Buch entstehen, in dem sich die Autorenpaare gegenseitig porträtieren und den Umgang mit Fremdheit erproben.

Den deutschen Part übernimmt Ilija Trojanow . Und hier geraten die Ost-West-Zuschreibungen schon ins Schillern. Denn Trojanow hat mit dem „Weltensammler“ (Hanser) nicht nur einen famosen Roman geschrieben. Seinen Protagonisten, den britischen Kolonialbeamten, Orientalisten und Abenteurer Richard Francis Burton, jagt er nach Indien, Mekka und Ostafrika. Auch der Autor selbst ist nichts weniger als ein „Weltensammler“: Geboren in Sofia, wächst er in Nairobi auf, studiert in München, zieht dann nach Bombay und schließlich nach Kapstadt. Ein illustres Paar werden Trojanow und Haddad abgeben, wenn sie einander am 22.6. (20 Uhr) im Salon „urban dialogues“ (Wrangelstr.64, Kreuzberg) begegnen.

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