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Kultur: Bunte Gruppe

Die Spring Fellows der American Academy

Das Frühjahr lässt noch auf sich warten, aber die Spring Fellows der American Academy sind schon da. Beim Vorstellungsabend, den Ute Frevert, die Direktorin des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung einleitete, präsentierte sich die zwölfköpfige Truppe am Dienstag mit Minivorträgen. Der Kunsthistoriker Hal Foster spottete, das Ganze ähnele einer „American Idol“-Show. Aber wo sonst bekommt man in so kurzer Zeit so viel unterhaltsamen Denkstoff? Foster selbst widmet sich unter dem Motto „Bathetic, Brutal, Banal“ einigen „Überlebensstrategien der Kunst im 20. Jahrhundert“ und wird garantiert nicht mit Abgedroschenem, Brutalem und Banalem ankommen.

Sein Princeton-Kollege P. Adams Sitney, der führende Chronist des amerikanischen Avantgarde-Kinos, untersucht die Zusammenhänge von „Cinema and Poetry“ und hat dabei insbesondere Gregory J. Markopoulos’ nachgelassenen Filmzyklus „Eniaios“ im Blick. Dauer: 80 Stunden. Der auf Jamaika geborene Konzept- und Videokünstler Dave McKenzie arbeitet, inspiriert von Italo Calvino, an einem Film, der Ökonomie in Bilder übersetzt. Ein Übersetzungsprojekt beschäftigt auch James Der Derian, der an der Brown University Internationale Beziehungen lehrt. Mit „Human Terrain – When War Becomes Academic“ hat er, unterstützt von David und Michael Udris, eine Dokumentation gedreht, die die Instrumentalisierung der US-Universitäten für die Irakkriegspropaganda beleuchtet – daraus macht er nun ein E-Book. Der Film wird am 8. Februar im Kino Babylon Mitte gezeigt. Der Komponist Ken Ueno setzt seinen Aufenthalt fort und stellt sich am 27. März bei einem Porträtkonzert der MärzMusik vor. Die Schriftstellerin Rivka Galchen, mit „Atmosphärische Störungen“ (Rowohlt) bekannt geworden, arbeitet an ihrem zweiten Roman mit dem Kafka-Titel „The Nature Theater of Oklahoma“.

Stark vertreten sind die Historiker. Astrid M. Eckert erzählt die Geschichte Westdeutschlands aus der Perspektive der Zonenrandgebiete. Norman Naimark beleuchtet das Verhältnis von Stalin und Europa in den Jahren 1945 bis 1953. Zurück bis ins 18. Jahrhundert führt es Pieter Judson und David Ruderman. Judson sucht nach neuen Narrativen für das habsburgische Mitteleuropa und seine alltägliche Multikulturalität. Ruderman, auch ordinierter Rabbiner, studiert das Verhältnis von Mystik, Wissenschaft und moralischem Kosmopolitismus bei Phinebas Elijah Hurwitz. Von Deutschland lernen will Ellen Kennedy, die sich mit der Tauglichkeit von Walter Euckens teils noch aus Weimarer Zeiten stammenden ordoliberalen Ideen für die amerikanische Wirtschaft von heute auseinandersetzt. H.C. Erik Midelfort schließlich untersucht, wie der deutsche Staatenbund zwischen 1650 und 1750 unliebsame religiöse, politische und moralische Gedanken unterdrückte – nämlich eher durch Drohungen als offene Sanktionen. Fellow Nummer 13 folgt erst im April: Dann analysiert der Columbia-Professor Todd Gitlin die Krise des US-Journalismus. dotz

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