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Kultur: Calvinistisch

Ostern an der Staatsoper: Andrea Breths „Wozzeck“

Es soll, einmal, nicht um ihn gehen. Daniel Barenboim möchte am liebsten gar nichts sagen zu der neuen „Wozzeck“-Inszenierung von Andrea Breth, mit der die Staatsoper am 16. April ihre Festtage einläutet. So oft habe er sich zu Stück und Komponist schon geäußert, dass er bittet: „Fragen Sie Andrea!“ Bühne frei also für die Schauspiel-Regisseurin, die mit Alban Bergs Stück ihre sechste Oper inszeniert und zum zweiten Mal nach „Eugen Onegin“ (Salzburg 2007) mit Barenboim zusammenarbeitet.

Die Erwartungen sind turmhoch: Das Werk wurde 1925 unter Erich Kleiber an der Lindenoper uraufgeführt, die neue Produktion löst dort die legendäre Inszenierung von Patrice Chéreau ab. Breth erzählt vom tiefen Verständnis des fanatischen Theatergehers Berg für die Bühne und von der mathematischen Genauigkeit der Partitur, die sie bewundere. „Man muss weder Berg noch Büchner verbessern“, sagt sie, eine Aktualisierung à la Hartz IV mit Plastiktüten wird es nicht geben. Was es stattdessen geben wird, dazu will sie sich aber auch nicht äußern, zumindest nicht übers Bühnenbild. Nur so viel: „Es wird puristisch, dass es knallt.“

„Seit wann bist du so protestantisch geworden?“, soll Intendant Jürgen Flimm sie gefragt haben, als er die ersten Proben sah – um sich gleich zu verbessern: „Ich meine, so calvinistisch?“ An der Phrasierung der Sänger arbeite sie natürlich nicht, „das wäre vermessen“, meint Breth. Für die Musik ist ein anderer zuständig. „Wenn man den Wechsel vom Gesang zum Sprechgesang, der gerade bei der Hauptfigur häufig mitten im Satz erfolgt, nicht streng respektiert, verfehlt man eine der wesentlichen Dimensionen des Stücks“, sagt Barenboim. Ohne ihn geht es eben doch nicht. Udo Badelt

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